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thebanischer Jünglinge, die heilige Schar genannt, welche sich durch
einen feierlichen Eid verbunden hatte, zu siegen oder zu sterben. Bei dem
Städtchen Leuktra in Böotien stießen die Thebaner auf ein großes
spartanisches Heer. Höchst sinnreich stellte Epaminondas sein Häuflein
gegen dasselbe ans. Um nicht von der größeren Zahl überflügelt zu wer-
den, keß er es in einer schrägen, keilförmigen Nichtnng gegen dasselbe an-
rü^n. Das Eigentümliche dieser schräg enSchlachtordnung, durch
welche auch der König von Prenßen, Friedrich der Große, im siebenjäh-
rigen Kriege die Schlacht bei Leutheu (1757) gewann, besteht darin, daß
der Feind, auf einem Punkte mit Uebermacht angegriffen, sein Heer nur
vereinzelt wirken lassen kann. Die spartanischen Schlachtreihen wurden
durchbrochen, ihr König niedergehauen, mit ihm die Scharen seiner Ge-
treuen. wichen die Spartaner bestürzt zurück und suchten ihr Heil
ln der Flucht. Durch diesen herrlichen Sieg gewann Theben einen
großen Einfluß in ganz Griechenland. Im Norden trat Pelopidas als
Schiedsrichter auf und ordnete sogar die Thronfolge in Macedonien.
Als die Nachricht vou dieser Niederlage nach Sparta kam, waren die
Spartanerinnen, deren Söhne sich durch feige Flucht gerettet hatten,
äußerst traurig; sie mochten sich vor Scham nicht sehen lassen. Die-
jenigen aber, deren Söhne gefallen waren, erschienen fröhlich, mit Blumen-
kränzen geschmückt, auf dem Marktplatze, umarmten sich und wünschten
sich Glück, dem Vaterlande so heldenmüthige Söhne geboren zu haben.
Man war jetzt in großer Verlegenheit, wie man mit den Flüchtlingen
verfahren solle; denn das Gesetz des Lykurgus vernrtheilte sie zu den
härtesten Strafen. Aber in dieser Zeit der Noth bedurfte man der Krieger
zu sehr; deshalb sagte der König Agefiläus: „Möge das Gesetz denn für
heute schlafen, morgen aber in aller Strenge wieder erwachen!" Hiermit
hatte es sein Bewenden, die Flüchtlinge wurden begnadigt.
Schlacht bei Mautiuöa (362). — Der kühne Epaminondas suchte
hierauf die Spartaner in ihrem eigenen Lande auf. Er siel in den Pe-
loponnev ein und nahm ihnen hier eine Stadt nach der anderen weg.
Auch die Mesfenier rief er zum Freiheitskampfe auf, und freudig erhob sich
da» gedrückte Volk auf feinen Ruf. Die Spartaner geriethe» in die größte
Noth und sprachen sogar ihre alten Feinde, die Athener, um Hülfe an.
Diese verbanden sich wirklich mit ihnen, ans Neid über das große Glück
Thebens. Epaminondas verlor jedoch den Muth nicht; er unternahm viel¬
mehr ein noch kühneres Wagstück und griff Sparta selbst an. Und beinahe