Full text: Die Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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Tochter seines Feindes. Er aber kehrte sich nicht an diesen Befehl und 
floh mit seiner Gattin aus Rom. Sofort schickte Sulla seine Trabanten 
aus, den Flüchtling zu ergreifen und zu ermorden. Unterdessen legten 
die angesehensten Personen Fürbitte für fein Leben ein. Erst nach vielem 
Bitten gab er nach und sprach die bedeutungsvollen Worte: „So behaltet 
denn euren Cäsar, aber wisset, in dem jungen Manne steckt mehr als ein 
Marius!" Cäsar trauete jedoch dem Tyrannen nicht und kehrte erst auf 
die Nachricht von dessen Tode nach Rom zurück. 
Bald darauf machte er eine Reise nach der Insel Rhodus, um 
Molo, einen der berühmtesten Redner seiner Zeit, zn seiner weiteren 
Ausbildung zu hören. Auf dieser Reise wurde er von Seeräubern über¬ 
fallen, die zwanzig Talente (fast 30000 Thaler) Lösegeld von ihm for- 
berten. „Was," rief er unwillig, „für einen Mann, wie ich bin, nur 
zwanzig Talente! Fünfzig sollt ihr haben!" — und schickte sofort seine 
Begleiter ab, das Geld zusammen zu bringen. Während dessen benahm 
er sich auf dem Schiffe nicht als Gefangener, sondern als ^err der See- 
räuber. Wollte er schlafen, so befahl er ihnen ruhig zu sein. Zuweilen 
las er ihnen seine Gedichte und Reden vor, und wenn sie diese nicht 
genug lobten, schalt er sie in's Angesicht Barbaren und drohete, sie der- 
einst alle kreuzigen zu lassen. Die Räuber schrieben diese Freimüthigkeit 
feiner munteren Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich kamen 
feine Begleiter zurück, und er löfete sich, wie er versprochen hatte, mit j 
fünfzig Talenten, Bct Milct se|3te man ihn an's Land. Aber kaum war 
er befreit, fo verschaffte er sich einige stark bemannte Schiffe, holte die 
Räuber wieder ein, ließ sich erst sein Geld wieder auszahlen, dann sie 
alle kreuzigen, wie er ihnen auch versprochen hatte. 
Bald nachher kehrte er nach Rom zurück und lebte hier wie ein 
zweiter Alcibiades üppig und verschwenderisch. Doch war er klug genug, 
den größten Theil seines Vermögens zu verwenden, sich einen bedeuten- 
den Anhang aus dem Volke zu verschaffen, der ihm nachher seine ehr¬ 
süchtigen Plane sollte befördern helfen. Erst später bewarb er sich um 
obrigkeitliche Aemter. Er ging als Statthalter nach Lnsitänien, dem 
heutigen Portugal. Auf der Reise dahin sah er zu Gab es (Kadix) in 
einem Tempel bie Bilbniffe ber berühmtesten Helben aufgestellt. Lange ! 
blieb er vor bem Stanbbilbe Alexanber des Großen stehen und sagte 
mit Thränen in den Augen zu seinen Begleitern: „Der hatte in meinem 
Alter schon die Welt erobert, und ich — ich habe noch nichts gethanI 
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