Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Bd. 1)

Jb. Kulturgeschichtliches aus dem späteren Mittelalter. — 2. Die deutsche Hansa. 107 
Stade, Bremen und Braunschweig, Köln und Bremen, Bremen und 
Hamburg, Münster, Dortmund, Soest. Vor allem aber einten sich 
die auf vormals slawischem Boden gegründeten Städte wie Rostock, 
Wismar, Stralsund, Greifswald, Stettin, Demmin, Anklam zu einem 
großen Bunde, mit dem wiederum auch die andern Bünde Einigung 
suchten und fanden. Lübeck trat an die Spitze dieses Gesamtbundes; 
in seinen Mauern wurden die allgemeinen Versammlungen, die Hansa- 
tage abgehalten, lübisches Recht wurde mehr und mehr in allen 
Handelsangelegenheiten maßgebend. Jede angeschlossene Stadtgemeinde 
hatte nach Maßgabe ihrer Bedeutung und Größe eine bestimmte Ab- 
gäbe für die Erreichung der allgemeinen Zwecke zu zahlen. 
3. Die Ausdehnung der Hansa. Zur Zeit ihrer Blüte zählte 
die Hansa (d. i. „Bund", „Gilde") 87 teils reichsunmittelbare, teils 
von geistlichen oder weltlichen Fürsten abhängige Stadtgemeinden, von 
Middelburg und Amsterdam bis Nowgorod und Narwa, von Wisby 
bis Breslau. Wisby war auf Gotlaud im 13. Jahrhundert von 
Deutschen gegründet; in andern Städten des Auslandes legten die 
Deutschen Faktoreien an (der Stahlhof in London, der Petershof in 
Nowgorod), wo die znreisenden Kaufleute in geschlossenem Gemein- 
Wesen und klösterlicher Ordnung lebten. In Nowgorod berührte sich 
der deutsche Handel mit dem des Ostens und Südens (Türkei, Persien, 
Indien); Brügge in Flandern aber war der Welthandelsplatz des 
Westens, wo die Erzeugnisse und Handelswaren des Nordens so gut 
wie die aus Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland zum Austausch 
kamen. 
4. Das Wirken der Hansa. Sicherheit des Verkehrs und Ge- 
winnung von Handelsvorteilen jeder Art waren das Ziel, das die 
Hansa daheim wie in der Fremde sich steckte, und sie erreichte es mehr 
und mehr durch die kluge Benutzung der Umstände, durch Unterhand- 
lungen mit Kaiser und Landesherren, durch Bitten und Vorstellungen, 
oftmals auch durch Darlehen, die sie bedrängten Herrschern gewährte. 
So gewannen die Hanseaten entweder völlige Abgabenfreiheit oder doch 
große Zollbegünstigungen, Befreiung vom Strandrecht und von Re¬ 
pressalien; sie gewannen in der Fremde das Recht, Grundeigentum zu 
erwerben, Wohnungen, Speicher, Landungsplätze, Kirchen zu bauen, 
ihre Angelegenheiten selbst zu verwalten, Streitigkeiten unter den Lands- 
leuten nach heimischem Rechte zu entscheiden. 
Indem nun aber die Glieder des Hansabundes auch mit den süd¬ 
deutschen Städten in kaufmännischen Verkehr traten, halfen sie dazu, daß 
Deutschland über dreihundert Jahre hindurch den Mittelpunkt 
des europäischen Handels bildete. Die Erzeugnisse des Orients 
wurden durch die italienischen Handelsstädte nach Augsburg und Nürnberg 
gebracht und von da weitergeführt. Aus den Städten der Lombardei
	        
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