Peter der Große. 269 
noch vorhandene Bruder des letzten Czaren, Demetrius, auf; er sei 
den von Boris gegen ihn ausgesendeten Mörderhänden entgangen 
und mache nun Anspruch auf den ihm gehörenden Thron. Der 
Betrüger, ein ehemaliger Mönch, Namens Otrepjew, erlangte den 
Beistand des Polenköniges, und auch unter den Bojaren fand er 
Anhang. Boris wurde besiegt, und nach dessen plötzlichem Tode 
zog der falsche Demetrius 1605 in Moskau ein. Seine Herrschaft 
aber dauerte nur ein Jahr. Eine Verschwörung gegen ihn brach 
aus und in dem Tumulte wurde er vom Volke erschlagen. Nun 
brach eine schreckliche Verwirrung herein. Es fanden sich neue 
Abenteurer, welche die Rolle des Demetrius weiter spielen wollten; 
Bürgerkrieg und fremde Waffengewalt zerrütteten das Land, denn 
die Wuth der Parteien hatte die Polen und Schweden gegen ein¬ 
ander zu Hilfe gerufen; bis Moskau drangen die Polen vor und 
besetzten den Kreml. Das Reich war nahe am Zerfall. Da rief 
ein geringer Mann aus dem Volke, Kosma Minin, seine Lands¬ 
leute zur Rettung des Vaterlandes auf; sein Ruf fand begeisterte 
Aufnahme. Die Polen wurden zum Abzüge gezwungen, der 
Bürgerkrieg erlosch allmählich und den wieder hergestellten Thron 
bestieg 1613 Michael Feodorowitsch Romanow, durch seine Mutter 
mit dem alten Herrscherhause verwandt. Er regierte bis 1645, sein 
Sohn und Nachfolger Alexei bis 1676. Diefe ersten Romanows 
nicht sofort zum Ziele führte, so hatten doch die Russen ihr Selbstvertrauen wieder¬ 
gewonnen und die Großfürsten von Moskau sorgten ausdauernd für die Stärkung 
des Reiches durch Förderung der Reichseinheit. Endlich brach Iwan Wasiljewitsch, 
1462—1505, das Joch der unter einander uneinig gewordenen Mongolen, 1480. 
Vorher schon hatte er der Selbständigkeit der russischen Theilfürsten ein Ende 
gemacht; auch das reiche und mächtige Nowgorod hatte er unterworfen. Iwan 
nahm den Titel Czar von Großrußland an und den zweiköpfigen Adler des unter¬ 
gegangenen oströmischen Reiches in das Reichswappen auf. Seine Gemahlin 
Sophie war eine Nichte des letzten griechischen Kaisers, welcher mit seiner Haupt¬ 
stadt dem Ansturm der Türken erlegen war (siehe Band II. S. 273). Sie förderte, 
so weit es ihr möglich war, die Anknüpfung Rußlands mit dem westlichen Europa. 
Iwan Wasiljewitsch II., wegen seiner wilden Gemüthsart der Schreckliche genannt, 
vergrößerte das Reich nach Osten hin durch die Eroberung der aus dem zer¬ 
trümmerten Mongolenreiche noch übrigen Königreiche Kasan und Astrachan; mit 
der Unterwerfung Sibiriens wurde durch den kühnen Kosakenhäuptling Jermak 
ein Anfang gemacht; weniger erfolgreich waren Iwan II. Kriegszüge gegen die 
Polen. Sein Sohn Feodor, 1584—1598, war der letzte Czar aus dem Hause 
Rurik, welches mit ihm ausstarb. Ein jüngerer Bruder dieses Feodor, Demetrius, 
war noch als Knabe auf Anstiften des Boris Godunow, Feodors Günstling, er¬ 
mordet worden.
	        
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