- 86 -
Dritter Zeitraum.
Die Bürgerkriege.
(133-31 v. Chr.)
Die Verhältnisse Italiens und der Charakter des römischen
Volkes hatten sich durch die großen Eroberungen und das Ein-
dringen des griechischen und asiatischen Einflusses gänzlich ver-
ändert. Der Unterschied und Gegensatz zwischen Patriciern
und Plebejern hatte wenig Bedeutung mehr; dagegen hatte
sich ein n e u e r A d e l s st a n d gebildet, welchen man zum Unter-
schied von dem früheren, den Patriciern, die Nobilität oder
die Optimaten nennt: es war eine Anzahl hervorragender
Familien, welche die Staatsämter nach Kräften nur Männern
aus ihrer eigenen Mitte zuzuwenden strebten, und sich gegen
Jeden, der aus den niebern Kreisen des Volks in die Höhe
strebte, als gegen einen homo novus zur Wehre setzten. Die
Stufenfolge ber Aemter war: bie Qua stur, Debilität,
Prätur, Eonsulat, Censur: wer ein solches Amt be¬
kleidet hatte, war Mitglieb bes Senats, welcher jetzt fast
ausschließlich ben Staat leitete, unb neben welchem bie Volks-
Versammlungen nur wenig wirkliche Macht besaßen. Die Be-
amten bereicherten sich burch gewissenlose Verwaltung
ber Provinzen, welche sie ber H ab gier ber Steuer¬
pächter (publicani) unb ber 20 echsler (argentarii) preis¬
gaben : in bem Reichthum, ben sie bort erwarben, besaßen sie
zugleich bas Mittel, in Italien selbst ausgebehnte Lanbgüter
zu erwerben, welche sie burch zahlreiche Sklaven bebauen ließen.
So, inbem sie bie kleinen Güter an sich kauften, brückten sie
den freien Bauernstand zu Taglöhnern und häufig in das
äußerste Elend herab; in der Stadt Rom selbst lebte eine
Menge solcher herabgekommener Bürger, deren Wahlstimme
sich leicht von den Optimaten erkaufen ließ. Die Masse de
Volks also war der Nobilität gegenüber in einer ähnlichen
Lage, wie einst die Plebejer den Patriciern gegenüber: zwischen