§§ 36.37. Alexander u. seine Nachfolger. Griechische Kunst u. Wissenschaft. 35
siegt, und ihre besten Männer bezahlten das Unternehmen mit
dem Leben, unter ihnen Demosthenes, der Gift nahm und so
durch den Tod den macedonischen Häfchern entging. Als dann
alle Glieder der Familie Alexanders gestorben oder ermordet waren,
strebte einer der Feldherrn, der kühne Antlgonus, unterstützt
von seinem Sohne Demetrius, nach der Herrschaft über das
ganze Reich. Aber alle anderen Feldherren vereinigten sich gegen
ihn, er erlag 301: das Reich Alexanders zerfiel in eine Reihe selb-
ständiger Staaten. Von ihnen sind besonders wichtig: das Seleu-
cidenreich in Vorderasien, das Ptolemäerreich in Ägypten und
das Reich der Attaliden im westlichen Kleinasien. Diese Reiche,
vor allem aber die Städte Alexandria in Ägypten und Psrgämum
an Kleinasiens Westküste wurden nun die Sitze und Ausgangspunkte
griechischer Bildung und Wissenschaft. Ihnen ist es zu verdanken,
wenn das Morgenland mit griechischem Wesen erfüllt und damit dem
Abendlande überhaupt näher gebracht wurde. Neben diesen Staaten
verdient noch Erwähnung Macedonien unter den Nachkommen des
Antigonus, das meist auch Griechenland mit beherrschte.
Ein Jahrhundert der Blüte war all diesen Staaten noch be-
schieden; dann gingen sie aus im Reiche der Römer, die endlich die
ganze dem Altertum bekannte Welt unter ihrer Herrschast zusammen-
faßten.
§ 37. Die griechische Kunst und Wissenschaft nach Perikles.
Griechenlands staatliches Leben war seit den Zeiten des peloponne-
fischen Krieges im Rückgange und verfiel reißend schnell. Besser und
länger wahrte es sich seine künstlerische und litterarische Größe.
1. Die Baukunst der Blütezeit (§ 29) hatte nur im Dienste des
Staates gestanden. Tempel und Theater, kurz öffentliche Bauten
beschäftigten die Baumeister. Jetzt traten auch die Einzelnen als
Bauherren mehr hervor. Das Großartige wich dem Zierlichen, manch-
mal schon dem Gezierten. Die korinthische Säule mit ihren gar
schlanken Formen und fast überreich verzierten Kapitalen verdrängte
die einfachere dorische und ionische (vgl. Bildertafeln).
2. Auch die Bildnerei wollte nicht mehr wie die des Phidias
erhaben und schön sein, sondern bloß schön. Praxiteles aus Athen,
dessen Hermes die Ausgrabungen in Olympia uns jüngst geschenkt haben,
Lysipp, der berühmte Bildner der Alexanderstatuen, gehören dieser Rich-
tung an. Dann wandte man sich, namentlich in der Zeit nach Alexanders
Tod, mehr dem Effektvollen zu. Die Gigantomachie am Altar
des Eümsnes in Pergamum, deren Trümmer neuerdings aufgefunden
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