Friedrich Wilhelm I. 149
sah er sich nun genötigt, an dem Nordischen Kriege teilzunehmen.
Der Siegeslaus der Polen und der Russen, dem sich auch die Dänen
wieder anschlössen, bedrohte auch die deutschen Besitzungen der Krone
Schweden. In einer allgemeinen Verständigung waren diese zwar für
neutral erklärt worden, aber da Karl XII. hiergegen protestierte, so
wurden sie bald der Schauplatz des Krieges. Da besetzte Friedrich
Wilhelm nach einem Vertrage mit Rußland Stettin. Im Jahre 1714
kehrte dann Karl XII. nach seinem berühmten Ritt quer durch Mittel¬
europa nach Stralsund zurück und leitete die Verteidigung der Stadt.
Als aber die Preußen unter der Führung Leopolds von Dessau, wie
einst die Brandenburger unter dem Großen Kurfürsten, in Rügen landeten
und die Insel eroberten, mußte er Stralsund ausgeben. Drei Jahre später
wurde er in den Laufgräben von Frederikshaid im Kampfe erschossen.
1721 wurde der Friede von Stockholm geschlossen. Preußen erhielt
Vorpommern bis zur Peene mit Stettin und die beiden Inseln
Usedom und Wollin. In dem Frieden zu Nystad verlor Schweden die
Ostseeprovinzen an Rußland und erhielt dafür Finnland. Schweden war
in diesem Kampfe zu einer Macht zweiten Ranges herabgesunken und
Rußland an seine Stelle unter den europäischen Mächten getreten.
§ 159. Die Sorge für die Landesverwaltung. Die größte Arbeit
wendete Friedrich Wilhelm I. der inneren Land es Verwaltung zu.
Überall begünstigte er die Gewerbe und den Ackerbau. Eine besondere
Fürsorge erfuhr die Provinz Ostpreußen, die durch die Kriegszüge
während des Nordischen Krieges und die verheerenden Krankheiten in
deren Gefolge fast entvölkert worden war. Jahrelang siedelte er hier sowie
in Litauen neue Bewohner an. Persönlich überzeugte er sich jährlich
auf seinen Reisen von dem Fortschritt der Verbesserungen, die hier ge¬
troffen worden waren. Als die evangelischen Salzburger durch den
Erzbischos Firmian aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, lud
er sie zu sich ein und gab ihnen in Ostpreußen eine neue Heimat. Zwar
fchaffte er die Akademien, die sein Vater begründet hatte, wieder ab, dafür
aber wendete er feine Aufmerksamkeit der Volksschule zu und sprach
es bereits aus, daß jeder seiner Untertanen seine Kinder zur Schule
schicken müsse. In die Unordnung, die vielfach in der preußischen Ver¬
waltung bestand, brachte er 1723 durch die Stiftung einer obersten
Zentralbehörde, des Generaldirektoriums, Einheit und Zusammen-
hang. Die Mitglieder des Generaldirektoriums hatten ihren Wohnsitz in
Berlin und traten regelmäßig, oft unter dem Vorsitz des Königs, zu ge-
meinfamert Beratungen zusammen. Erstaunlich war die Kenntnis des
Königs von allen kleinen Einzelheiten der Verwaltung, der Industrie,
des Handels, der Gewerbe und des Landbaues.
Ganz besondere Sorgfalt wandte er dem Heere zu, als dessen zweiter
Begründer er gelten kann. Hier unterstützte ihn der Fürst Leopold