34 Erste Periode der Neuzeit. Die Zeit der Religionskämpfe. § 84.
3. Der Westfälische Friede, 1648. Das allgemeine Friedensbedürf-
1641. nis des Volkes veranlaßte 1641 die Mächte, Friedensverhandlungen
zu beginnen. Der Kaiser Ferdinand III. (1637—1657) neigte zum
Frieden; aber durch die hohen Forderungen der Fremden wurde der Ab-
1644. schluß der Verhandlungen immer wieder hinausgeschoben. Seit 1644
verhandelten in Münster die kaiserlichen Gesandten mit Frankreich, in
Osnabrück die kaiserlichen und die der Liga mit den Schweden und den
deutschen Protestanten, und nach Erledigung der Äußerlichkeiten (z. B.
Streitigkeiten über Titel und Rang, über die Plätze in der Kirche und
über die Förmlichkeiten beim Empfang) nahmen die Verhandlungen 1645
einen ernsteren Charakter an. Unterdessen dauerte der greuelvolle Krieg,
in dem jeder noch einen Erfolg zu erringen hoffte, ohne Unterbrechung
1648. fort, bis er endlich 1648 mit der Unterzeichnung der Friedensprotokolle
aufhörte.8) Sie enthielten Bestimmungen über Gebietsveränderungen,
über die Rechte der Bekenntnisse und über die Verfassung des Reiches.
Die wichtigsten sind folgende (vgl. auch § 69 und § 80, 3, b):
a) Frankreich erhielt das österreichische Elsaß.
b) Schweden erhielt Vorpommern (mit Stettin, Usedom, Wollin und
Rügen), Wismar und die Bistümer Bremen (ohne die Stadt) und Verden.
c) Brandenburg erhielt Hinterpommern und zur Entschädigung
für Vorpommern die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und
Kammin.
d) Der Sohn des „Winterkönigs", Karl Ludwig, erhielt die Rhein-
Pfalz mit der neu geschaffenen achten Kurwürde, während Maximilian
von Bayern die Oberpfalz behielt.
e) Die Gleichberechtigung der christlichen Bekenntnisse (ein-
schließlich des reformierten) wurde anerkannt.
f) Die tatsächlich schon vorhandene Unabhängigkeit der Reichs-
stände wurde festgesetzt. Jeder konnte nach Belieben Bündnisse schließen
und Krieg führen, nur nicht gegen Kaiser und Reich.
§ 84. Deutsche Zustände während des großen Krieges.
1. Das Soldatenleben, a) Zusammensetzung der Heere. Die
Heere bestanden aus Söldnern; da aber bald Geldmangel eintrat, ließ
man die Truppen sich selbst ernähren durch Erpressung und Plünderung
(vgl. Wallenstein). Der oberste Kriegsherr oder Generalissimus
warb seine Obersten, diese ihre Regimenter und die Hauptleute für
die einzelnen Fähnlein. Fast aus allen Völkern Europas strömten
Krieger herbei, und in den einzelnen Heeren waren die verschiedensten
Nationen und Bekenntnisse vertreten. Viele zogen mit Weib und Kini)
ins Feld. Gefiel es dem Soldaten nicht mehr in seinem Heere, so lief
er zu einem andern über.