Besuch heidnischer Literaturschulen verschloß, wurde jenen
Veranlassung, sich in eigenen poetischen Erzeugnissen in
den metrischen Formen der Alten zu versuchen. So ent¬
stand der Xülgzöq ndoyojy, die älteste christliche Tragödie,
meist in Versen aus Euripides. Der schönste und eigen¬
artigste Ertrag altchristlicher Poesie legt sich uns in den
lateinischen Htunten des Ambrosius (§. 14.) und
seines Zeitgenossen, des Spaniers Prudeutius, dar.
In jenen spricht sich auch nach ihrem noch ganz evange¬
lischen Lehrinhalt der reine Geist des Urchristenthums in
der gehaltenen Kraft und schmucklosen Großheit des rö¬
mischen Charakters aus; wogegen in den psalmodisch-
schwnngvollen Gesängen des Letzteren das Feuer der Em¬
pfindung prächtig und mächtig hervorbricht. Tageslieder
(Liber Cathemerinon), Siegeshymnen zum Lobe der
Märtyrer (Libri peristephanon) u. A. (Forts. §. 31.)
2. Constantiuus schmückte sein Neurom und die denk¬
würdigsten Stätten der christlichen Vorzeit besonders aus
Anregung seiner frommen Mutter Helena mit prächtigen
Gotteshäusern. (Die alte Peterskirche in Rom, die Nati-
vitätskirche zu Bethlehem, die Kirche des heiligen Grabes
zu Jerusalem.) Die Ur- und Grundform der kirchlichen
Baukunst, wie sie damals zu selbständigen Gestaltungen
sich entwickelte, ist der BLsilikenstil nach dem Vorbilde
der antiken Markt- und Gerichtshallen. Aus einem vier¬
eckigen, mit Säulenhallen umgebenen Vorhofe (atrium,
paradisus), dessen Mitte ein Brunnen (cantharus) schmückte,
trat man durch die Vorhalle in das Langhaus. Säulen¬
reihen in antiker Form, über denen auf dem gemeinsamen
Architrav oder aus Halbkreisbögen sich bir Obermauer
erhob, theilten dasselbe in das Hauptschiff mit'zwei oder
vier schmaleren und niedrigeren Nebenschiffen. Aus dem
Langhaus stieg man durch den Triumphbogen zu dem uni
mehrere Stnsen erhöhten Altarraum (tribuna, sanctua-
rium) empor. Dieser, als Allerheiligstes durch ein Gitter¬
werk von den Vorderräumen geschieden, umschloß deu
über einem Märtyrergrabe (confessio) sich erhebenden,
mit einem Baldachin überdachten Altar. Vor demselben,
noch im nächstanstoßenden Theile des Mittelschiffes lag der
abgeschlossene Raum für die Sänger (daher Chor genannt),
der zu jeder Seite eine Kanzel (ambo) für Verlesung des
Evangeliums und der Epistel hatte. Hinter dem Altar
im Halbkreise die Bänke der Priester, in bereit Mitte der¬
er höhte Bischofsstuhl (cathedra). Den Hintergrund schloß
eine mächtige Nische (absis). Haupt- und Seitenschiffe
oedeckte ein flaches Täfelwerk, zuweilen unmittelbar das