Full text: Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-preußische Geschichte (H. 3A)

§103. 
Rückblick. 
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§ 103. Rückblick. 
Nachdem Europa durch den Westfälischen Frieden zur Ruhe gekommen, 
war das Bestreben der bestehenden und werdenden Großmächte (welche 
waren es?) darauf gerichtet, bei möglichster Erweiterung der eigenen Macht 
keinen der Nachbarstaaten zu mächtig werden zu lassen (europäisches 
Gleichgewicht). Die mittelalterliche Lehnsverfassung war übergegangen 
in die fürstliche Unumschränktheit; nur in den germanischen Staaten 
Holland, England und den nordamerikanischen Kolonien bildeten sich 
freiere Verfassungen. Vielfach wurde der unbeschränkte Gebrauch der Ge- 
walt zu einem Mißbrauch, indem er in der Verwaltung zu Willkür, 
in der Lebensweise zu Sittenlosigkeit und nach außen zu Erbfolge- 
und Eroberungskriegen führte. Das Auftreten Friedrichs des 
Großen bezeichnet einen Wendepunkt: die Fürsten begannen einzusehen, 
daß nicht der Staat für sie da sei, sondern sie für den Staat (aufge- 
Härter Despotismus). 
Die Wissenschaft befreite sich in Deutschland endlich von der 
Sprache der Römer und bediente sich der Landessprache, wie sie es 
in anderen Ländern schon früher getan hatte. 
Die Nationalliteratur der Franzosen trieb reiche Blüten, so¬ 
lange sie von der Sonne Ludwigs XIV. beschienen wurde. In der 
deutschen Literatur herrschte die Nachahmung des Auslandes, bis zur 
Zeit Friedrichs des Großen die klassische Periode anbrach. 
Gleichzeitig entfesselte die deutsche Musik ihre Schwingen zu 
höherem und immer höherem Fluge, ein beredtes Zeugnis, daß die Kraft 
und Tiefe des deutschen Gemütes noch unverloren war. Auch die bil¬ 
dende Kunst, die sich von der Höhe der Renaissance weit entfernt hatte, 
ging feit Winckelmanns Auftreten einem neuen Aufschwung entgegen. 
In Sitte und Lebensweise war in ganz Europa, besonders aber 
in Deutschland, der französische Einfluß nur zu mächtig. Das Zeitalter 
Ludwigs XIV. wirkte noch das ganze 18. Jahrhundert hindurch nach. 
Christensen. Lehrbuch. III. A. Neubtg. 
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