108 Römer und Germanen bis zur Zeit Karls des Großen.
bestieg er den Thron, 30 Jahre hat er denselben inne gehabt, von 481—511.
Er war ein eroberungssüchtiger Fürst. Kein Mittel war ihm zu schlecht.
... seine Pläne zu verwirklichen. In Gallien verwaltete der römische Statt-
Halter Syagrius auch nach dem Untergange des weströmischen Reiches
seine Provinz nach römischem Recht und Gesetz weiter; ihm entriß Klod-
wig diesen letzten Rest des Römerreiches. Die Alemannen, die im
heutigen Baden und im Elsaß wohnten, schlug er in einer blutigen Schlacht.
Diese hat wahrscheinlich in der Gegend der heutigen Stadt Mülhausen
im Elsaß stattgefunden; eine falsche Überlieferung verlegt sie nach Zülpich.-
An diese Schlacht knüpft sich Klodwigs Bekehrung zum Christentum.
Mit vielen seiner Krieger ließ er sich taufen. Bei der Taufe des Königs
sprach sein Freund, Bischof Remigius von Reims, die berühmt gewordenen
Worte: „Beuge dein Haupt, stolzer Sigamber; verehre, was du verbrannt,
und verbrenne, was du verehrt hast!" Durch seine Gemahlin Klotilde,
eine burgundische Prinzessin, war er in der katholischen Religion unter-
richtet worden. Klodwigs Übertritt zum Christentum hat seinen wilden
Sinn und seine grausamen Regungen wenig gemildert. Durch Verrat
und Meuchelmord hat er die ihm verwandten Könige aus dem Wege
räumen lassen, um deren Reiche zu erwerben. Auch die Burgunden
und Westgoten, die sich in Gallien niedergelassen hatten, unterwarf er,
so daß ganz Gallien ihm gehörte.
Bei der Beurteilung Klodwigs ist nicht zu übersehen, daß er in einer
Zeit lebte, die über hundert Jahre nichts als den Greuel der Verwüstung,
Mord und Raub, Verrat und Grausamkeit gesehen hatte.
Klodwigs Bedeutung für die Weltgeschichte ist nicht zu unterschätzen.
Er hat romanische und germanische Stämme zu einem mächtigen Reiche
geeinigt, er hat die christlichen Kräfte gesammelt, um die christliche Kultur
gegen die Stürme zu schützen, die nicht lange nachher über sie herein-
brachen, von Osten durch die heidnischen Slaven, von Süden durch die
Araber.
Alodwigs Nachfolger. Klodwig teilte sein Reich unter seine Söhne.
So verlangte es die Sitte der Franken. Diese eroberten das Land der
Thüringer und Burgund. Die letzten merowiugischeu Könige waren Schwäch-
linge, die nur den Namen für die Regierung hergaben, aber die Verwaltung
des Landes und die Verteidigung desselben gegen äußere Feinde ihren
Ministern überließen. Ihre hauptsächlichste Regierungshandlung bestand darin,
daß sie am 1. März eines jeden Jahres bei der großen Truppenschau, die
das Märzfeld genannt wurde, auf einem mit Ochsen bespannten Wagen er-
schienen, die Geschenke der Vasallen in Empfang nahmen und sich dann wieder
nach Hause begaben. So wurde durch die Unthätigkeit und Unfähigkeit der
Könige die Stelle des ersten Ministers sehr einflußreich, und dieser Einfluß
wurde dadurch erhöht, daß das Amt sich in der nämlichen Familie vererbte.