104 IV- Das Zeitalter d. unumschr. Fürstengewalt. Aufstieg Preußens z. europ. Geltung.
starb den Heldentod. Die Österreicher wurden nach Prag zurückgeworfen
und in der Stadt eingeschlossen. Da sammelte der bedächtige Daun ein
Entsatzheer. Friedrich zog ihm mit einem Teile seines Belagerungsheeres
entgegen in der Absicht, durch einen neuen Sieg den Krieg schnell m be-
^b.i «Neigen. Allein bei Kolin erlitt er seine erste und folgenschwerste Nieder
1757. läge. ^Seinem sieghaften Vordringen war mit einem Male ein Ziel ge-
setzt. In die Verteidigung gedrängt, mußte er die Belagerung von Prag
aufgeben und Böhmen räumen. Indes wurde der Herzog von Cumber-
land von den Franzosen bei Hastenbeck in der Nähe von Hameln
a. d. Weser, Lehwaldt von den Russen bei Großjägersdorf geschlagen-
und während Friedrich sich nach Westen wandte, um die Franzosen ab^
zuwehren, machten Kroaten einen Streifzug nach Berlin. Des Königs
Lage war sehr ernst, und schon hielten seine Generale, Minister und Ver°
wandten Preußens Sache für verloren. Ja, Voltaire riet seinem könig¬
lichen Freunde, sich ins Unvermeidliche zu schicken und durch Zugeständ-
nisse den Frieden zu erkaufen. Friedrich aber gab ihm die Antwort in
einem Gedicht, das mit dem stolzen Pflichtbekenntnis schloß:
„Ich aber, dem der Schiffbruch droht,
Muß, mutig trotzend dem Verderben,
Als König denken, leben, sterben!"
Inzwischen hatte sich in Thüringen ein zweites französisches Heer
unter dem Prinzen Sonbise mit der „eilenden Reichshilfe" vereinigt.
b-?R°A°°ch ^ Feinde hofften den König umzingeln zu können, als er sie bei Roß-
1757. bach südlich von Merseburg plötzlich zur Schlacht zwang. Durch den
schneidig geführten Angriff seines Reitergenerals Seydlitz errang er in
einer Stunde einen glänzenden Sieg über die doppelte feindliche Über-
macht. Dieser Sieg machte in ganz Europa einen gewaltigen Eindruck
und entfachte in deutschen Landen helle Begeisterung, weil die übermütigen
Franzosen einmal tüchtig getroffen waren. Überall sang das Volk:
„Und kommt der große Friederich
Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Pandnren und Franzosen."
Von Roßbach führte Friedrich fein Heer in Eilmärschen nach Schlesien
zurück, wo die Österreicher inzwischen Breslau besetzt hatten. In einer
Ansprache, die er damals an seine Offiziere richtete, sagte der König:
„Ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stärkere
Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Ich muß diesen
Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen,
oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen." Am 5. Dezember,
genau vier Wochen nach der Schlacht bei Roßbach, stießen die beiden
m &uti°e?^c,ere Zwischen Breslau und Liegnitz bei dem Dorfe Lenthe» zusammen.
1757. Wie schon in früheren Schlachten wandte der König auch hier die