Full text: Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen

ihre religiösen Gefühle verletzten. Um das Perservolk zu ge¬ 
winnen, nahm er seine Sitten und Tracht an. Die tüchtigsten 
und schönsten Perser reihte er in seine Garde. Er vermählte 
sich mit Dareios' Tochter Barsine und verband an demselben 
^.age einige ?yrcunde nach persischer Form mit anderen Fürsten- 
töchtern des Landes; 10000 Soldaten, die sich mit Perserinnen 
verheirateten, stattete er aus. 
2. Da wurden die Makedonier eifersüchtig auf die Perser. 
Sie sträubten sich gegen den morgenländischen Knechtsgebrauch, 
den König kniend zu begrüßen: mehrfach sah sich Alexander 
sogar von Verschwörungen bedroht, die er dann mit blutiger 
Strenge niederschlug. Selbst die älteren Feldherren und 
Kriegsleute verhehlten nicht immer ihren Groll. Seinen Lebens- 
retter Klei tos, der die Thaten und Pläne des Königs herab- 
setzte, stach der trunkene Alexander bei einem Dionysosseste 
nieder. Was half es, daß der jähzornige Jüngling sich drei 
Tage und Nächte lang reuevoll jammernd mit der Leiche 
einschloß! 
Sein Herz gehörte stets dem Heimatlande. Als er in 
Indien viele Tausende ungewöhnlich stattlicher Rinder erbeutete, 
schickte er eine Auswahl nach Hause. Seinen Makedonien: 
zahlte er nach der Rückkehr aus Indien alle Schulden, die sie 
angaben: 20000 Talente, 100 Millionen Mark, soll ihn diese 
„Lastabschüttelnng" gekostet haben. Die Heerführer und Helden 
ehrte er durch goldeue Kränze. Beim Übergang über einen 
Hochpaß sah er einen älteren Kriegsmann vor Müdigkeit und 
Kälte zusammenbrechen; da trug er ihn auf den Armen zu 
seinem eigenen Sitz am Feuer. 
3. Die Soldaten hingen dafür auch mit unverbrüchlicher 
Treue an ihrem Heldenkönig. Bei der Erstürmung einer 
lÄtadt machten sie nieder, was ihnen in die Hände siel, weil 
ihn bei der Berennnng ein Pfeil getroffen hatte. In Tapfer- 
keit und Hingebung wetteiferten sie mit ihm, wie er mit ihnen. 
Auf dem gedrosischen Wüstenmarsche ging er zu Fuß, um 
nichts voraus zu haben vor den andern, und einen Trunk 
Wassers, den eine Streifwache fand und im Helm ihm zutrug, 
schüttete er aus, weil es nicht für alle reiche. Auf der Vor- 
derseite seines Körpers war kein Fleckchen ohne Wunden. 
Regelmäßig war er unter den vordersten im Hagel der Ge- 
schösse. Im Kampfe mit den Mal lern in Indien sprengte 
er allen voran über einen Fluß und erwehrte sich lediglich 
durch seine Reiterkünste der zahllosen Scharen, die auf ihn 
eindrangen. Als Hilfe kam, verfolgte er die Fliehenden nach 
ihrer Stadt, zerschmetterte mit Axthieben das Thor, und wie
	        
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