Maximilian I. 1493 —1519.
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Spanien war im Jahre 711 durch die Schlacht bei Jerez Spanien,
de la Frontera in die Hand der Araber gefallen; die Reste der
Westgoten hatten sich in die nördlichen Gebirge zurückziehen müssen.
Das Chalifat von Cordova erreichte in der Folgezeit eine hohe
Blüte. Dann wurden allmählich die Araber durch die Christen
zurückgedrängt; der größte Held jener ritterlichen Kämpse gegen die
Ungläubigen war der im Liede viel besungene Cid, der im elften
Jahrhundert lebte. Es entstanden mehrere christliche Staaten, aus
denen die Königreiche Aragonien, Kastilien und Portugal
hervorgingen.
Von diesen wurden die ersten beiden gegen Ende des fünf-
zehnten Jahrhunderts durch die Heirat FerdinandsdesKatho-
lischen von Aragonien mit Jsabella von Kastilien
zu einem Königreiche Spanien vereinigt. Bald wurde dies neue Reich
stark erweitert. Der letzte Rest maurischer Herrschaft in Spanien,
das Königreich G r a n a d a, wurde zerstört; und in demselben Jahre,
1492, entdeckte Columbus Amerika und eröffnete so Spanien den 1492.
Weg zu einem großen Kolonialbesitz, wie ihn wenige Jahre später, im
I. 1498, Vasco da Gama auch den Portugiesen durch die 1498.
Entdeckung des Seewegs nach Ostindien eröffnete. Auch Spanien
strebte nach Eroberungen in Italien; zu Beginn des neuen Jahr-
Hunderts gelang es Ferdinand, Sizilien und Unteritalien
zu erobern.
§102. Maximilians äußere Politik. So setzten sich in Italien,
wo früher dem deutschen Volke der stärkste Einfluß zugestanden hatte, Italienische
zwei andere Nationen fest: im Süden die Spanier, im Norden SBtrren'
die Franzosen. In diesem zerstückelten und zerrissenen Lande
folgte Krieg aus Krieg. Die reiche Handelsrepublik Venedig, deren
Kaufleute den größten Teil des Handels nach dem Morgenlande in der
Hand hatten, mußte ihren Landbesitz auf dem italienischen Festlande
in einem schweren Kriege behaupten. Florenz, ebenfalls eine reiche
Handelsstadt, bisher von dem kunstliebenden Geschlecht der Medici
beherrscht, schüttelte dessen Herrschaft von sich ab, ohne doch seine
Freiheit aus die Dauer behaupten zu können. Die Päpste jener
Zeit endlich waren von dem Verlangen erfüllt, den Kirchenstaat aus-
zudehnen und die kleinen Tyrannen, die in vielen Städten Mittel-
Italiens ihre Herrschaft aufgerichtet hatten, auszurotten.
Maximilian vermochte in diesen Wirren keine wesentliche Maximilian.
Rolle zu spielen, da es ihm an den nötigen Geldmitteln und Truppen
gebrach. Er vermochte nicht einmal den Römerzug, den er geplant
hatte, auszuführen; so war er der erste deutsche König, der, ohne
gekrönt zu sein, den K a i s e r t i t e l annahm. Auch ein Krieg mit
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