Die Erhebung des Kurfürsten Moritz und der Augshurger Religionsfriede. 127
denen gegen die „hispanische Tyrannei" protestiert wurde; Magde-
bürg erwarb sich damals den Namen „unsers Herrgotts Kanzlei".
Die Erhebung des Kurfürsten Moritz imb der Augsburger
Religionsfriede.
§ 130. Die Erhebung des Kurfürsten Moritz. Magdeburg
war vom Kaiser mit der Acht belegt und Kurfürst Moritz beauftragt
worden sie zu vollstrecken. Nach längerer Belagerung ergab sich ihm
1551 die Stadt; vorher aber hatte er ihr in geheimen Unterhand-
lungen ihre Freiheit zugesichert. Denn Kurfürst M o r i tz, der eben
als der „Judas von Meißen", wie die Protestanten sagten, dem Kaiser Moritz,
zum Siege über seine Glaubensgenossen verhelfen hatte, ging längst
mit dem Gedanken um, wieder von ihm abzufallen. Karl hatte ihm
keineswegs alle feine Wünsche erfüllt und ihn zudem durch die Ge-
fangenhaltung und harte Kerkerhaft des Landgrafen Philipp em-
pfindlich gekränkt; Moritz fürchtete, wenn des Kaisers Macht noch ferner
wüchse, weitere Demütigungen des deutschen Fürstenstandes. Die
Belagerung von Magdeburg hatte ihm den Vorwand gegeben, eine
beträchtliche Truppenmacht bei der Fahne zu halten. Jetzt stellte er
sich an die Spitze einer Verschwörung deutscher Fürsten gegen den
Kaiser. Zugleich verband er sich mit König Heinrich II. von
Frankreich, dem Nachfolger Franz' I., wobei er leider kein Bedenken Henrich n!'
trug, ihm Stücke des deutschen Landes, die französisch sprechenden,
aber zum Reich gehörigen Bischofsstädte Metz,Toul und Verduu
zu überlassen.
Im Frühjahr 1552 zog Moritz plötzlich durch Süddeutschland
hindurch auf Innsbruck los, wo Karl weilte. Er marschierte das
Lechtal aufwärts, nahm die Ehrenberger Klause, und kaum konnte
der gichtbrüchige Kaiser sich über den Brenner nach Kärnten retten;
wenige Tage nach seiner Flucht hielt Moritz in Innsbruck seinen
Einzug. Das Konzil, das seit einiger Zeit wieder in Trient tagte,
löste sich auf. Jetzt übernahm König Ferdinand, Karls Bruder, die
Vermittelung; und in Pas sau kam ein Vertrag zu stände, dem Passauer
der Kaiser seine Zustimmung gab und welcher bestimmte, daß außer *552®"
dem von Karl bereits freigelassenen Johann Friedrich auch Land-
gras Philipp feine Freiheit wieder erhalten und das Interim wieder
aufgehoben werden sollte.
Die Erhebung des Kurfürsten Moritz hatte einen gewaltigen
Erfolg gehabt; des Kaisers Herrschaftspläne waren vereitelt, der Pro-
testantismus gerettet. Johann Friedrich kehrte in die Heimat zurück;
etwas später kam zwischen der ernestinischen und albertinischen Linie