Friedrich Wilhelms Anfänge und^daS damalige Europa.
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mit Preußen erhielt er vorn König von Polen nur gegen große
Zugeständnisse.
Vor allem trat er nunmehr für den allgemeinen Frieden ein,
der freilich u. a. dadurch erschwert wurde, daß er sowohl wie Schweden
nach dem Besitze Pommerns strebten; Friedrich Wilhelm wünschte
den Besitz dieses Landes, um nach holländischem Beispiel dort eine
Seemacht zu schaffen und Brandenburg am Welthandel zu beteiligen,
Schweden, um seine Herrschaft über die Ostsee zu sichern und zu
erweitern. Durch den westfälischen Frieden fiel dem Kurfürsten nur
das hafenarme Hinterpommern zu, während Vorpommern Der
nebst der Odermündung im Besitze der Schweden verblieb. Dafür tof8eb!?e
erhielt er außer dem Bistum tammin binnenländische Gebiete, 1648.
Halber st adt, Minden und die Anwartschaft auf M a g d e b u r g.
Inzwischen hatte sich der Kurfürst vermählt, nicht mit Christine
von Schweden, wie es zeitweise geplant worden war, sondern mit
der frommen Prinzessin Luise Henriette von Oranien.
Nachdem der Friede geschlossen war, konnte er sich nunmehr der hohen
Aufgabe widmen, die ihm vorschwebte, Brandenburg groß und stark
zu machen. Seine natürlichen Feinde waren Schweden, das ihm Regierungs-
Vorpommern geraubt hatte, und Polen, dessen Lehnshoheit in mif9a6en-
Preußen ihm drückend war; dazu hatte er zeitweise auf der einen Seite
Frankreichs König Ludwig XIV., der Deutschlands Freiheit be-
drohte, andrerseits den Kaiser, der Brandenburgs Emporkommen
nicht wünschen konnte, zu Gegnern. Um Brandenburg zum Kampf
mit solchen Widersachern zu befähigen, brauchte der Kurfürst vor allen
Dingen ein H e e r, zu dessen Erhaltung er die Staatseinkünfte erhöhen
und den Widerstand der allzu mächtig gewordenen Stände brechen
mußte. Zugleich aber dachte er, der erste Volkswirt auf Branden-
burgs Thron, die Bevölkerung feiner Länder wirtschaftlich zu stärken,
die Landwirtschaft, das Gewerbe, den Handel zu fördern und so den
allgemeinen Wohlstand zu heben.
§ 167. Die damalige Lage Europas. Das deutsche Reich Deutschland,
war nicht mehr, wie einst, das mächtigste Reich Europas; innerlich
zerrissen und uneinig, hatte es Mühe, sich stärkerer Nachbarn zu er-
wehren. Auch das in eine deutsche und eine spanische Linie zerfallende
Haus Habsburg, das unter Karl V., unter Philipp II. und zu-
letzt zur Zeit Ferdinands II. nach einer Vormachtstellung in Europa
gestrebt hatte, war von seiner stolzen Höhe gesunken. Der Kaiser, von
1637—1657 Ferdinand III., von 1658—1705 der langsame und Österreich,
bedächtige L e o p o l d I., übte im deutschen Reich keinen beherrschenden
Einfluß aus, litt fortwährend Mangel an Geld und hatte sich gegen
zwei auswärtige Gegner zu wehren, die Türken, die damals ihre Er-