Der siebenjährige Krieg 1756 — 1763.
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ist der General Winterfeldt zu nennen, der dem König wegen
seiner hohen Begabung und seiner offenen und ehrenhaften Art
besonders nahe stand; dem P r i n z e n H e i n r i ch hat sein königlicher
Bruder nach dem Kriege das Zeugnis gegeben, er sei der einzige
General, der keinen Fehler gemacht habe; noch größeren Ruhm sollten
sich der Husarengeneral Hans Joachim von Z i e t e n, dessen un¬
bedingte Furchtlosigkeit und Pflichttreue aus einem tiefen und herzlichen
Gottvertrauen entsprangen, und der kühne und frische Reiterführer
Seydlitz erwerben.
30 000 Mann stellte der König unter dem greisen Feldmarschall
L e h w a l d t in Preußen gegen die Russen auf, während er den Rest
in Schlesien und Sachsen versammelte. Gegen die Schweden konnte
er nur eine kleine Heeresabteilung aufbieten; doch genügte diese meist,
um die schwedischen Truppen im Zaum zu halten. Den Franzosen
stellten die Engländer ein aus Hannoveranern, Hessen und anderen
deutschen Truppen bestehendes Heer unter dem Befehl des H e r z o g s
von Cnmberland, des zweiten Sohnes König Georgs II., ent¬
gegen. Einer Welt in Waffen stand König Friedrich wie ein Held
gegenüber.
„Ich aber, dem der Schiffbruch droht,
Muß, mutig trotzend dem Verderben,
Als König denken, leben, sterben."
Er traf in einer Instruktion, die er einem seiner Minister über- Anordnungen
gab, die notwendigen Vorkehrungen für etwa eintretende Unglücks- UCUt "
fälle. ^ Falls er entscheidend geschlagen würde, so sollte die königliche
Familie und der Staatsschah je nach den Umständen nach Magdeburg,
Küstrin oder Stettin gebracht werden; wenn er selbst fiele, so sollten
„die Dinge ohne die geringste Veränderung ihren Fortgang nehmen"
und seinem Bruder August Wilhelm, der als Thronfolger den Titel
eines Prinzen von Preußen erhalten hatte, die Huldigung geleistet
werden. „Wenn ich", fährt er fort, „das Unglück haben sollte, in die
Hände des Feindes zu fallen, so verbiete ich, daß man aus meine Person
die geringste Rücksicht nehme; sollte mich ein solches Unglück treffen,
so will ich mich für den Staat opfern, und man soll meinem Bruder
gehorchen, welcher so wie alle meine Minister und Generäle mir mit
seinem Kopfe dafür haften wird, daß man weder eine Provinz noch
einen Heller für mich opfern und den Krieg mit Verfolgung der eigenen
Vorteile fortsetzen wird, gleich als wenn ich nie auf der Welt ge-
Wesen wäre."
§ 193. Von Prag bis Leuthen. 1757. Im Frühjahr 1757 1757.
brach Friedrich plötzlich über die Pässe des Gebirges in Böhmen ein,