Full text: Lebensbilder aus der vaterländischen Geschichte (Teil 1)

§ 14. Rudolf von Habsburg. 
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3. Sturz Ottokars von Böhmen. Alle Fürsten huldigten 
ihm bis auf einen. Das war König Ottokar von Böhmen, 
der ganz Südostdeutschland beherrschte. Zweimal führte Rudols 
ein Heer wider ihn ins Feld. Östlich von Wien fließt die March 
in die Donau. Auf der Ebene, die sich an deren Mündung 
ausdehnt, dem Marchfelde, kam es schließlich zur Entscheidungs- 
schleicht. Rudolfs Pferd wurde tödlich verwundet und stürzte, er 
selbst fiel dabei zu Boden. Er schützte sich aber mit seinem 
Schilde, bestieg ein anderes Roß und kämpfte tapfer weiter, bis 
Ottokars Scharen geworfen und dieser selbst getötet war. Das 
eroberte Land, Österreich und Steiermark, übertrug Rudolf seinen 
Söhnen. 
4. Rudolf schafft Frieden im Lande. Seine Art und sein 
Tod. Rudolf verlangte, daß in Deutschland Ordnung und Friede 
herrsche, und bedrohte die ungehorsamen Raubritter mit Strafen. 
Am Rheinstrom und im Thüringerland brach er eine große An- 
zahl Burgen, von denen aus jene ihr schändliches Handwerk ge- 
trieben hatten, und ließ viele Raubritter hinrichten. Durch sein 
freundliches Wesen und seine Einfachheit und Sparsamkeit erwarb 
er sich viel Liebe im Volke und unter seinen Kriegern. Er zog 
im Kriege kaum bessere Kleider an, als wie sie ein schlichter 
Reitersmann trug. War aus einem Feldzuge sein Wams zerrissen, 
so nähte er es selbst wieder zusammen. Einst verspürte er samt 
seinen Kriegern, als er durch das Land zog, großen Hunger. Da 
zog er nach ihrem Beispiel Rüben aus dem Acker und verspeiste 
einige davon. Dabei sagte er: „Solange wir noch solche haben, 
werden wir nicht Hungers sterben". 
Seine schlichte Tracht war schuld daran, daß ihn einst eine 
Bäckersfrau in Mainz, als er an einem kalten Tage in ihre Back- 
stnbe trat, um sich zu wärmen, für einen einfachen Reiter hielt 
und unter harten Worten ein Gefäß mit Wasser über ihn aus- 
goß. Aber er ließ es sie nicht entgelten, sondern sandte ihr 
zu Mittag einige schöne Speisen. Als sie, zu Tode er- 
schrockeu, zu ihm eilte und kniefällig um Verzeihung flehte, 
mußte sie zum Ergötzen der Anwesenden den Vorgang haar- 
klein erzählen.
	        
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