Full text: Erzählungen aus den Sagen des klassischen Altertums und aus den deutschen Götter- und Heldensagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Teil 1)

94 Dritter Abschnitt: Lebensbilder aus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. 
und eine große Geldsumme zu einer Altersversorgung für die Arbeiter 
bestimmt. Im Jahre 1881 erließ er eine Botschaft an den Reichstag, 
in der er diesem das Wohl der Arbeiter dringend empfahl. 
Infolge dieser kaiserlichen Anregung kamen drei wichtigeGesetze zustande: 
das Kranken Versicherungsgesetz, das Unfallversicherungsgesetz 
und die Alters- und Jnvaliditätsversicheruug für die Arbeiter. 
Hiernach werden die Arbeiter, wenn sie alt oder krank werden, oder wenn 
sie einen Unfall bei der Arbeit erlitten haben, unterstützt. Das hierzu 
notwendige Geld wird größtenteils vom Staate und den Arbeitgebern 
bezahlt: die Arbeiter selbst haben nur kleine Beiträge an eine Kasse 
zu zahlen, solange sie arbeitsfähig sind. 
Familienfeste. Mehrere erhebende Familienfeste verschönerten das 
Greisenalter des erlauchten Herrn. Im Jahre 1879 feierte er mit seiner 
Gemahlin die Goldne Hochzeit; im Jahre 1881 vermählte sich sein 
Enkel Wilhelm, unser jetzt regierender Kaiser und Herr, mit der Prinzessin 
Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. 
Eine besondere Freude brachte ihm das Jahr 1882 durch die Geburt 
seines Urenkels Wilhelm, des jetzigen Kronprinzen. Am 22. März 
1887 feierte er seinen neunzigsten Geburtstag. Mit großer Freude 
und Begeisterung nahm das gesamte deutsche Volk teil an diesem seltnen 
Feste. Alle Fürsten des Erdkreises brachten dem greisen Helden münd-. 
lich oder schriftlich ihre Glückwünsche dar. 
Tod. Schon rüstete man sich im ganzen Lande, den 91. Geburtstag 
festlich zu begehen, als Gott der Herr das lange Leben Kaiser Wilhelms I., 
seine segensreiche und ruhmgekrönte Regierung am 9. März 1888 durch 
einen sanften Tod beschloß. In der Grabkapelle zu Charlottenbnrg er- 
warten seine irdischen Reste den Tag der Auferstehung. 
Auf den Tod Kaiser Wilhelms I. 
Treu geliebt von feinem Volke, 
Hochgeehrt von aller Zvelt, 
Wie im Kriege, so im Frieden 
Warst bu, Kaiser, stets ein Held. 
So zum höchsten Greisenalter 
Führt dich gnädig Gottes Hand, 
Schmückt mit Segen deine Pfade, 
Schützt und schirmt das Vaterland. 
Ruht nun auch dein Haupt in Frieden, 
Steht aus ewig still dein Herz, 
Liebe kann nicht untergehen, 
Schauet gläubig himmelwärts. 
Und so lebt in unfern Herzen 
Kaiser Wilhelms hehres Bild 
Unvergänglich leuchtend, strahlend, 
Und doch auch so freundlich mild. 
Verfasser unbekannt. 
Tönet, Glocken, tönet alle 
von den Türmen bang und schwer: 
Klaget, Kinder, Greife, klaget, 
Klaget all vom Fels zum Meer; 
Denn des Vaterlandes Vater, 
Unser Schutz und unfre Wehr, 
Der uns Sieg errang und Frieden, 
Kaiser Wilhelm ist nicht mehr. 
Ach, die Hand, die nimmer müde, 
Das ehrwürd'ge, greise Haupt, 
Und das Herz, so voll von Liebe, 
Alles hat der Tod geraubt. 
(Er, der uns so hoch erhoben, 
Uns geführt zu Ruhm und (Ehr', 
Der Alldeutfchland neu geeinet, 
Kaiser Wilhelm ist nicht mehr.
	        
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