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Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. 1640 — 1688.
$>ie Schlacht bei Fehrbellin. Es folgte eine Reihe von Friedens-
jähren; der Kurfürst konnte sich der Fürsorge für seine Untertanen und
für sein Land widmen. Da begann der eroberungslustige König
von Frankreich, Ludwig XIV., plötzlich einen Krieg gegen
dre Niederlande, führte dorthin ein Heer durch die deutschen
Rheinlande und besetzte einen großen Teil des Landes. Die
Niederländer waren in schlimmer Lage; damals war „Holland in
Not . Zwar gelang es ihnen, für den Augenblick ein weiteres
Vordringen des Feindes dadurch abzuwehren, daß sie die Deiche ihrer
Kanäle durchstachen und so ihre fruchtbaren Fluren weithin unter
Wasser setzten. Trotzdem blieb die Gefahr groß; wenn sich aber Ludwig
die Niederlande Untertan machte, hatte ganz Norddeutschland dauernd
französische Einfälle zu fürchten. Insbesondere sah sich der Kurfürst
bedroht; und so schloß er nicht nur selbst einen Bundesvertrag mit den
Holländern, sondern es gelang ihm auch, den K a i s e r für ein Bündnis
gegen Frankreich zu gewinnen.
Der Krieg wurde am Rheine geführt; dorthin begab sich auch Fried-
rich Wilhelm mit seinen Truppen. Es war freilich nicht eine Krieg-
führung, wie er sie sich wünschte: er hätte es am liebsten gesehen, wenn
man den Feind mutig angegriffen und entscheidende Schlachten ge-
liefert hätte, aber der Feldherr des Kaisers war mehr für Vorsicht
und Bedachtsamkeit. So herrschte zwischen beiden Uneinigkeit, und der
F^dzug blieb ohne Erfolge. Inzwischen aber hatte Ludwig XIV. mit
dem König von Schweden einen Vertrag abgeschlossen und ihn be-
wogen, von dem schwedischen Vorpommern aus in die Lande des Kur-
fürsten einzufallen und sie, während dieser mit seinen Truppen weit
entfernt stand, zu besetzen. Und dies geschah: plötzlich standen die
Schweden, die man noch von den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges
her haßte, in der Mark und fanden wenig Widerstand. Nur in einigen
Dörfern traten die Bauern zusammen, um das Land gegen die Fremden
zn verteidigen; sie führten Fahnen, auf denen die Worte standen:
Wir sind Bauern von geringem Gut
Und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit nnserm Blut.
Da entschloß sich der Kurfürst zur Rückkehr in die Heimat. Er
führte seine Regimenter in Eilmärschen vom Rhein nach der Elbe; als
er in Magdeburg ankam, ließ er die Tore schließen und verbot, daß
jemand die Stadt verließ, damit der Feind über sein Herannahen nicht
unterrichtet würde. Der Feldmarschall Derfflinger übernahm,