Full text: (Der biographische Unterricht) (Unterrichtsstufe 1)

dennoch/ so wurde sie lebendig begraben. Man grub an einem bestimmten Thore 
der Stadt eine tiefe Höhle, in die man ein Bett und einen Tisch mit etwas 
Brot, Wasser, Milch und Öl setzte; eine brennende Lampe stellte man daneben. 
Die Verurteilte wurde dann unter Wehklagen und Gebet dahin geführt, auf 
einer Leiter stieg sie in die Gruft, die Thür fiel über ihr zu, und darauf ge- 
schüttete Erde trennte sie auf ewig von den Lebenden. Eine solche Strafe kam 
aber selten vor. Die Vestalinnen genossen vielmehr bei dem Volke ein sehr großes 
Ansehen. Nun können wir uns wohl denken, warum Amulius die Rhea Silvia 
zu einer Vestalin machte. Denn wenn sie sich verheiratete, so würde gar leicht 
ihr Gemahl an dem bösen Oheim Rache genommen und ihn ebenfalls vom 
Throne gestoßen haben. Das wollte Amulius verhindern. Aber was that die 
Königstochter? Sie vermählte sich heimlich mit dem Kriegsgotte Mars. Als 
sie zwei Söhne bekam, erschrak Amulius so sehr, dass er die Mutter gleich in 
ein Gefängnis werfen und die beiden Knaben in einer Mulde in den Tiber 
tragen ließ, damit sie umkämen. Da soll nun eine Wölfin gekommen sein 
und die Kleinen gesäugt haben, bis der Oberhirt des Königs, Faustulus, der 
seine Herde an der Stelle weidete, die Kinder fand und sie mitleidig semer Frau 
nach Hause brachte. So wurden sie groß gezogen und erhielten die Namen 
Romulus und Remus. Als Hirtenknaben gerieten sie einst mit den Hirten 
des sJtumitor in Streit, und, als sie vor ihn geführt wurden, zeigten sie sich so 
unerschrocken, dass er sie lieb gewann und bei sich behielt; später sagte ihm Faustulus, 
dass es seine Enkel wären. Wie sie älter wurden, beschlossen sie, das ihrem 
Großvater geschehene Unrecht zu bestrafen, und es gelang ihnen, den Amulius zu 
töten und Numitor wieder auf den Thron zu fetzen. Zum Dank dafür erlaubte 
dieser seinen Enkeln an der Stelle, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt zu bauen. 
So entstand Rom 753 v. Chr. Als die Stadt schon mehrere Hütten zählte, 
stritten einst die Brüder, wem die Ehre zukomme. Stifter der Stadt genannt zu 
werden. Das sollten Götterzeicben entscheiden. Die Brüder setzten sich auf einen 
Hügel und warteten auf den Flug der Vögel. Dem Remus erschienen zuerst 
sechs, dem Romulus später zwölf Geier, und als nun ein jeder die Zeichen zu 
seinem Vorteile auslegte, kam es wieder zu einem Streit, in dem Romulus 
seinen Bmder erschlug. 
§ 26. Erste Einrichtungen in Rom. Romulus war also der erste 
König von Rom. Um in der neuen Stadt schnell viele Bewohner zu haben, 
forderte er Flüchtlinge und Sklaven auf, sich in Rom niederzulassen. Es kamen 
auch viele. Den Römern fehlten aber Frauen, und da aus den benachbarten 
Städten die Väter ihre Töchter nicht mit hergelaufenen Sklaven verheiraten 
mochten, so verfiel Romulus auf eine List. Er machte bekannt, dass er zu Ehren 
des Neptun Wettspiele anstellen würde, unb lud dazu die Bewohner der benach- 
Karten Städte ein. Da erschienen viele Nachbarn, besonders aber Sabiner mit 
Weibern und Kindern Am letzten Festtage fielen die römischen Jünglinge über 
ihre Gäste her, unb ein jeder raubte sich eine Jungfrau. Die Gäste waren ohne 
Waffen und flohen eiligst davon. Aber sie verbanden sich mit benachbarten Völkern, 
um gemeinschaftlich Rom anzugreifen und die geraubten Töchter heimzuführen. 
Titus Tatius, der König der sabinischen Hauptstadt Cures, wurde Anführer. 
Nachdem Rom lange Zeit belagert war, legten sich die geraubten Sabinerinnen 
ins Mittel und sagten ihren Vätern, dass sie mit ihren Männern glücklich lebten, 
und dass man den Kampf beenden möchte. So kam ein Friede zu stände, in dem 
festgesetzt wurde, dass Romulus und Tatius in Rom gemeinschaftlich regieren, die 
Römer aber nach der Stadt Cures den Namen Quiriten führen sollten. Zwischen
	        
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