Full text: Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen

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wieder fest mit Deutschland zu verbinden. Er zog gegen Mailand und 
schwor, die Krone nicht eher wieder auf sein Haupt zu setzen, bis die Stadt 
erobert sei. Wohl verteidigten sich die Bewohner hartnäckig; da sie sich aber 
bei ihren Nachbarn durch Hochmut verhaßt gemacht hatten, so unterstützten 
diese den Kaiser, und endlich mußte sich Mailand doch ergeben (1162). 
Die Vornehmsten der Stadt erschienen im deutschen Lager, überbrachten 
die Schlüssel aller Thore und 36 Fahnen. Hinter ihnen kam die gesamte 
Einwohnerschaft, barfuß, mit Stricken um den Hals und Asche auf dem 
Haupte; mit Kreuzen in den Händen flehte sie um Gnade. Der Kaiser saß 
gerade mit den Fürsten zu Tisch und ließ die Besiegten lange im Regen 
stehen, ehe er vor sie trat. Dann ging der unübersehbare Zug an ihm 
vorüber. Die Mailänder hatten einen Fahnenwagen, auf dem das Haupt- 
bauner ihrer Stadt aufgerichtet war. Dieser wurde, als er vor Friedrich 
vorüberfahren wollte, auf Befehl des Kaisers zertrümmert, ein sichtbares 
Zeichen für den Fall der stolzen Stadt. Als dies geschah, fiel alles Volk 
erschüttert auf die Kniee und rief weinend um Christi willen die Barmherzig- 
keit des Siegers an. Aber Friedrich blieb ungerührt. Er schenkte zwar 
den Einwohnern das Leben, aber die Stadt selbst wurde von Grund 
aus zerstört. 
5. Diese übermäßige Strenge erweckte den Mailändern (selbst unter 
ihren Feinden) Bundesgenossen, die dem Kaiser zum Trotz die Stadt wieder 
aufbauen und stark befestigen halfen. Und als Friedrich von neuem heran¬ 
zog, gesellte sich diesem Bunde der alte Widersacher deutscher Kaiser, der 
Papst, bei. Nun fühlte sich Friedrich zu schwach und schickte dringende 
Botschaft an Heinrich den Löwen, ihm zu Hilfe zu kommen. 
6. Der Herzog kam, aber ohne Heer. Beweglich schilderte ihm der 
Kaiser seine Lage; ja, er warf sich dem Jugendfreunde zu Füßen und flehte 
ihn um Unterstützung an. Heinrich aber blieb fest; das Blut seiner Mannen 
sollte nicht mehr zwecklos in Italien vergoffen werden. Friedrichs Gemahlin 
erinnerte daran, daß es dem Herrscher nicht zieme, einen Unterthanen fuß- 
fällig zu bitten, der zu gehorchen habe. So erhob sich der Kaiser. Die 
alte Freundschaft war zerrissen, der Kampf zwischen Staufern und Welfen 
begann von neuem. 
7. Zunächst zog der Kaiser gegen die Lombarden; doch er verlor die 
Schlacht bei Legnano (1176). So mußte er doch den Gedanken aufgeben, 
den Gehorsam Italiens zu erzwingen. Als er sich (1177) zu Venedig vor 
dem Papste demütigte, waren gerade 100 Jahre vergangen, seitdem Heinrich IV. 
in Kanossa Buße gethan hatte.
	        
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