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Verdienst Hermanns, des Befreiers, der sich auch noch fernerhin
als Beschützer der deutschen Freiheit bewährte, solange er des Volkes
oberster Führer war. Leider entstand Zwietracht unter den Deutschen, in-
dem Marbod, der Fürst der Markomannen im südöstlichen Deutschland,
feindselig gegen die nordwestlichen Stämme, deren Haupt Hermann war,'
auftrat. Es kam zu einer gewaltigen Schlacht, die unentschieden blieb.'
Zwei Jahre später wurde Hermann ein Opfer des Hasses und Neides
seiner eigenen Verwandten. Sie beschuldigten ihn des Strebens nach der
Königsherrschaft und töteten ihn auf hinterlistige Weise.
Sein Name glänzt aber durch alle Jahrhunderte als der des Befreiers
der Deutschen vom römischen Joche, und weithin schaut jetzt von der
Grotenburg bei Detmold das mächtige Hermannsdenkmal über die
Laude, ein Zeichen deutscher Kraft und deutscher Freiheitsliebe.
§ 56. Kaiser Constantinus der Große.
306—337.
Das Christenthum war von den Aposteln überall verbreitet worden,
hatte aber von den römischen Kaisern die grausamsten Verfolgungen zu er-
dulden gehabt. Statt es zu vernichten, hatten die Verfolgungen nur zu
dessen größerer Verbreitung beigetragen, bis endlich ein Mann Herrscher
des weiten römischen Reiches wurde, der dem Christentum nicht nur Schutz
gewährte, sondern dasselbe sogar zur Staatsreligion im römischen Reiche machte.
Dieser Mann war Constantinus, der Sohn des Constantius Chlorus, der als
Kaiser (Augustus) den westlichen Teil des römischen Reiches beherrschte.
Schon Constantius hatte, während anderswo unter Diocletian die bitterste
Verfolgung gegen die Kirche wütete, die Christen geschützt und sie milde
behandelt. Als derselbe von Diocletian zum Cäsar des Westens ernannt
worden war, hatte Constantin am Hofe Diocletians als Geisel für die
Treue seines Vaters zurückbleiben müssen. Diocletians Nachfolger Valerius
war der Feind Constantius und seines Vaters, und ohne Constantin zu be-
rücksichtigen, ernannte er zwei Männer von niedriger Geburt zu Cäsaren
und beschimpfte dadurch ihn und seinen Vater. Constantin mußte dies da-
mals ruhig ertragen, bis sich nach einiger Zeit die Gelegenheit bot des
Valerius Hof zu verlassen, wo man sichtlich dahin strebte ihn aus dem
Wege zu räumen.
Constantius schickte nämlich Botschaft, daß er krank sei und seinen Sohn
an seiner Seite zu haben wünsche. Valerius konnte die Bitte nicht ver-
weigern, hatte aber die Absicht den Constantin zu verderben. Dieser ahnte
es, reiste vor der bestimmten Zeit ab, und, um seine Verfolgung zu hin-
dern, ließ er den zurückbleibenden Pferden die Sehnen durchschneiden. So
entkam er glücklich und langte bei seinem Vater an, als derselbe eben im