Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Bd. 2)

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seines Zöglings übte Adalbert eine unverzeihliche Nach- 
ficht, prägte ihm einen unverständigen Haß gegen die 
Sachsen und deren Fürsten ein. mit denen er selbst stets im 
Streite lag, und brachte ihm eine übergroße Meinung von 
der königlichen Macht bei. Da sich die deutsche» Fürsten von der 
Art und Weise, wie er den jungen König erzog, nichts Gutes versprachen, 
zwangen sie Heinrich, sich dem Einflüsse Adalberts zu entziehen, und 
erklärten ihn für mündig (1065). 
Kämpfe mit den Sachsen. Auf der Harzburg bei Goslar, 
mitten unter den Sachsen, schlug Heinrich sein Hoflager auf, zu deffen 
Unterhalt die Umwohner kaum erschwingliche Lieferungen an 
Lebensmitteln aller Art leisten mußten. Besonders reizte er 
die Sachsen durch die Anlage von Zwingburgen, die sie selber bauen 
helfen mußten, und in die Heinrich starke fränkische Besatzungen legte, 
von denen die Bauern in der ärgsten Weise mißhandelt wurden. 
Die empörten Sachsen, geführt von dem Grafen Otto von 
Nordheim, griffen deshalb zu den Waffen, vertrieben den König und 
zerstörten die verhaßten Zwingburgen; Heinrich rettete sich durch eilige 
Flucht. Als aber die Sachsen nicht bloß die Mauern, sondern auch den 
Palast, die Kirche und das Kloster auf der Harzburg zerstörten und 
sogar die Familiengruft bafelbft verwüsteten, fand Heinrich Hilfe in 
Worms und bei anderen rheinischen Städten und einigen 
deutschen Fürsten. Die Sachsen wurdeu vollständig ge- 
schlagen und ärger bedrückt als zuvor. In ihrer Not wandten sie 
sich mit ihren Klagen an den Papst und baten um Beistand. 
Kampf mit dem Papste und den deutschen Fürsten, a) Der 
Papst Gregor VII. oder Hildebrand, wie sein eigentlicher Name war, 
hatte es schon als päpstlicher Kanzler durchgesetzt, daß der Papst nicht 
mehr von dem römischen Volke und der römischen Geistlichkeit, sondern 
von einem Kardinalskollegium gewählt wurde; der Kaiser sollte 
keinen unmittelbaren Einfluß auf die Papstwahl mehr haben. Eine 
Folge feines Aufenthaltes im Kloster Clugny war es ferner, daß er mit 
der größten Entschiedenheit die Simonie verbot und den Priestern unter 
Androhung der schwersten Strafen befahl, unverheiratet zu bleiben. 
Er hob ferner die Laieninvestitur^) auf, d. i. die Belehnung 
eines Geistlichen durch einen Laien (Überreichung von Ring und 
Stab). In Deutschland, wo die Bischöfe seit Otto I. nicht nur Kirchen- 
beamte, sondern auch Reichsbeamte waren und einen reichen Grundbesitz 
1) Von investire — bekleiden.
	        
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