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Sieger von einer Edelfrau überreicht wurde, bestand in einer goldenen
Kette, einem Helm, einem kostbaren Wehrgehänge, einem gestickten Stirn¬
bande (Schapel) oder dergl.
Verfall des Rittertums. Die Blütezeit des Rittertums ging
mit den Hohenstaufen zu Ende. Die Ritter blieben der gemachten
Gelübde nicht eingedenk, ihr Frauendienst artete in lächer-
liche A beuten ersucht (Ulrich von Lichtenstein) aus, und ihre kriegerische
Kraft vergeudeten sie in zahllosen Fehden. Auf ihren Burgen
führten sie ein verfchwenderifches Sieben, und viele verarmten,
weil sie sich an den bürgerlichen Erwerbszweigen nicht beteiligen
wollten, und weil beim Aufblühen der Geldwirtschaft die Land-
Wirtschaft, auf deren Erträge die Adeligen angewiesen waren, immer mehr
zurückging. Mit Neid und Habgier schauten sie auf den Wohlstand der
Bürger, übersielen von ihren festen Burgen den vorüberziehenden Kauf¬
herrn. plünderten seine schwer beladenen Wagen und Schiffe und schleppten
ihn selbst mit ans die Burg, um für feine Freilassung ein schweres Löse¬
geld zu erpressen. Die früher so hoch geächteten Ritter waren zu ehr¬
losen Strauch- und Raubrittern geworden.
Die geistlichen Ritterorden. In den geistlichen Ritter-
orden. die eine Verbindung von Rittertum und Mönchtum waren, erhielt
das Rittertum eine höhere, gleichsam kirchliche Weihe; denn auch die Ordens-
ritter mußten das dreifache Gelübde ablegen. Die Christen,
besonders die Kreuzfahrer, zu schützen und in der Krankheit zu
Pflegen, Selbstzucht. Demut und Frömmigkeit zu üben,
hatten sie sich zur besonderen Aufgabe gestellt.
Der Johanniter orden, so genannt nach dem hl. Johannes
dem Täufer, feinem Schutzheiligen, wurde von italienischen Kauf-
leuten gegründet (1070). Nach dem Verluste von Palästina (1291)
Zogen sie nach der Insel Rhodns, dann nach Malta (1530). weshalb
sie auch den Namen Malteserritter führten. Die reichen Ordensgüter
sind zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in fast allen Staaten ein-
gezogen worden. — Dem Zwecke der Krankenpflege besonders im Kriege
dient noch heute der Malteserorden, eine Vereinigung katholischer,
und der Johanniterorden, eine Vereinigung evangelischer Edelleute.
Der Orden der Templer (Tempelherren) führte feinen
Namen von feinem ersten Ordenshaufe, das selbst Tempel genannt wurde
und aus der Stätte des ehemaligen salomonischen Tempels errichtet war;
seine Mitglieder waren vorwiegend Franzosen. Der sehr reiche und
in Frankreich. Spanien und Deutschland weit verbreitete Orden hatte
nach seiner Vertreibimg aus dem Heiligen Lande (1291) keine eigentliche