II. Kaiser Napoleon.
sich ihrer Freude mit freuen und ihr Leid mittragen helfen,
damit fie rechte Fürsten und wahre Freunde ihres Volkes
werden.
Unter der Obhut solcher Eltern wuchs Prinz Wilhelm
auf. Er war ein zartes Kindchen, sie fürchteten wohl, er
werde nicht zu Jahren kommen. Erst allmählich wurde
er kräftig und späterhin so rüstigen Leibes, daß er als
Greis mehr Anstrengungen ertragen konnte, als manch
ein jüngerer Mann.
Wir wissen nicht viel von seiner Kindheit, aber es
mögen sonnige Jahre gewesen sein, als er und seine Brü-
der auf dem Sandplatz vor dem Stadtschloß zu Potsdam
in ihrer gelben Kutsche die Schwester fuhren, oder auf
den Rasenflächen der Pfaueninsel unter den alten Bäumen
miteinander spielten. In dieser glücklichen Zeit hatte er
sein 10. Lebensjahr erreicht, als ein schweres Unglück über
das preußische Vaterland hereinbrach, das einen breiten
und tiefen Schatten auch über sein junges Leben warf.
II.
Kaiser Napoleon.
(£s war damals eine wilde und unruhige Zeit. Die
Franzosen hatten ihren König gefangen genommen, vor
Gericht gestellt, verurteilt und enthauptet, desgleichen
seine Gemahlin und alle Anhänger des Königs getötet
oder verjagt. Darauf entzweiten sich die, welche im Lande
geblieben waren, und die Hand des einen war wider den