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V. Der deutsche Krieg. 
Wilhelm, indem anderen Kaiser Franz Joseph, auf dessen 
Seite die Mehrzahl der Fürsten sich stellten. Wie die 
Wolken eines schweren Gewitters schon lange vor seinem 
Ausbruche sich über dem Horizonte türmen und die Men¬ 
schen beunruhigen, so waren die Anzeichen dieses Krieges 
schon lange sichtbar und beklemmten die Herzen. 
Schon im Anfange des Jahres versanimelte der König 
einmal alle seine Ratgeber um sich, um ihren Rat wegen 
des Krieges zu vernehmen. Da erhob sich zuerst Graf 
Bismarck und legte dar, daß es zum Kriege kommen 
müsse, und daß es in niemandes Macht gegeben sei, ihn 
zu vermeiden, darum sei am besten, ihn sogleich zu be- 
ginnen. Die Generäle Roon und Moltke versicherten, 
das Heer sei bereit, und soweit ein Mensch dergleichen 
sagen dürfe, sei ein glücklicher Ausgang des Feldzugs zu 
hoffen. Als nun alle gesprochen und die meisten den drei ge- 
nannten zugestimmt hatten, dankte ihnen der König, konnte 
es aber nicht über sich gewinnen, einen so schweren Ent- 
schluß sogleich zu fassen, sondern wollte ihn doch noch be- 
denken, schloß die Mappe, die vor ihm lag, erhob sich 
und entließ die Herren. — „Ich bin ein alter Mann", 
sagte er in diesen Tagen, „und bald 70 Jahre, wie soll 
ich jetzt noch an Krieg denken! Ich will nichts mehr, als 
meinem Volke den Frieden hinterlassen, wenn ich sterbe." 
Erst allmählich und nur mit Trauer ergab sich der 
König darein, gegen diejenigen das Schwert zu ziehen, 
die Jahrzehnte lang seine Bundesgenossen und wohl auch 
Freunde gewesen waren. Als es nun aber unabänderlich 
geworden war, die Zahl der offenen Feinde sich täglich
	        
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