40
V. Der deutsche Krieg.
Wilhelm, indem anderen Kaiser Franz Joseph, auf dessen
Seite die Mehrzahl der Fürsten sich stellten. Wie die
Wolken eines schweren Gewitters schon lange vor seinem
Ausbruche sich über dem Horizonte türmen und die Men¬
schen beunruhigen, so waren die Anzeichen dieses Krieges
schon lange sichtbar und beklemmten die Herzen.
Schon im Anfange des Jahres versanimelte der König
einmal alle seine Ratgeber um sich, um ihren Rat wegen
des Krieges zu vernehmen. Da erhob sich zuerst Graf
Bismarck und legte dar, daß es zum Kriege kommen
müsse, und daß es in niemandes Macht gegeben sei, ihn
zu vermeiden, darum sei am besten, ihn sogleich zu be-
ginnen. Die Generäle Roon und Moltke versicherten,
das Heer sei bereit, und soweit ein Mensch dergleichen
sagen dürfe, sei ein glücklicher Ausgang des Feldzugs zu
hoffen. Als nun alle gesprochen und die meisten den drei ge-
nannten zugestimmt hatten, dankte ihnen der König, konnte
es aber nicht über sich gewinnen, einen so schweren Ent-
schluß sogleich zu fassen, sondern wollte ihn doch noch be-
denken, schloß die Mappe, die vor ihm lag, erhob sich
und entließ die Herren. — „Ich bin ein alter Mann",
sagte er in diesen Tagen, „und bald 70 Jahre, wie soll
ich jetzt noch an Krieg denken! Ich will nichts mehr, als
meinem Volke den Frieden hinterlassen, wenn ich sterbe."
Erst allmählich und nur mit Trauer ergab sich der
König darein, gegen diejenigen das Schwert zu ziehen,
die Jahrzehnte lang seine Bundesgenossen und wohl auch
Freunde gewesen waren. Als es nun aber unabänderlich
geworden war, die Zahl der offenen Feinde sich täglich