58
VII. Der französische Krieg.
dammes zusammen; es war dem Kutscher nicht mehr
möglich, im Trabe zu fahren, er mußte die feurigen
Rappen fest in die Zügel nehmen, damit kein Unglück
geschehe. Der König saß, in den Wagen zurückgelehnt,
die rechte Hand am Helmrand, den Menschen, die ihn mit
Jubel umbrausten und mit Hüten und Tüchern winkten,
tief ergriffen dankend. An seiner Linken saß die Königin
und führte immer wieder das Taschentuch an die Augen,
um ihre Thränen zu trocknen. Unter den Tausenden
wollte auch ein junger Offizier, der im böhmischen Feld-
zuge beide Beine verloren hatte, den König noch einmal
sehen und hatte sich in seinem Rollstuhl aus die Rampe des
Potsdamer Bahnhofs hinaufschieben lassen. Der König
bemerkte ihn, indem er vorfuhr; sobald er den Wagen ver-
lassen hatte, trat er auf ihn zu und reichte ihm die Hand,
die jener ergriff und an die Lippen drückte. Dann wandte
er sich gegen die unten Stehenden, grüßte noch einmal und
trat in die Halle. So schied er von Berlin; Millionen
Deutscher begleiteten ihn mit Wünschen und Gebeten.
Nachdem der König Berlin verlassen hatte, begannen
die Deutschen mit Spannung auf Nachricht aus dem Felde
zu warten, die einen mit Sorge, die anderen mit Zu-
verficht. Die erste Kunde, welche eintraf, verbreitete
Schrecken, denn es hieß, der Feind habe die preußische
Stadt Saarbrücken besetzt. Wie laut war dann der Jubel,
als am Abend des 4. August eine Depesche des Königs
bekannt gegeben wurde, welche lautete: „Unter Fritzens
Augen heute einen glänzenden, aber Mutigen Sieg er¬
fochten durch Stürmung von Weißenburg und des da-