Full text: Erzählungen aus Sage und Geschichte des Altertums und der ersten Periode des Mittelalters

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die Götter der Leiche des gefallenen Helden: Apollo schützte 
sie vor jeder Entstellung, und Hermes geleitete am zwölften 
Tage den alten Priamus hinaus zu Achilles' Gezelt; hier 
bat der einst so glückliche König auf den Knieen den harten 
Peliden um den noch unbestatteten Körper des lieben 
Sohnes. Da gedachte Achilles seines eignen alten Vaters, 
den er nie mehr sehen sollte, und sein Herz wurde weich; 
liebreich hob er den tiefgebeugten Priamus auf und gab 
ihm Hektors Leiche wohlgewaschen, gesalbt und gekleidet znr 
Bestattung. Auch bewilligte er zwölf Tage Waffenruhe, 
die benutzten die Troer, ihren besten Toten zu ehren. — 
9. Achilles' Fod; Urozas Untergang. Nicht lange 
darauf erlag der Pelide selbst dem Verhängnis; ihn tötete 
ein Pfeil des Paris, den Apollo gelenkt. Seine Asche 
vereinigte man mit der des Patroklus in einer goldnen 
Urne und errichtete ihm am Strande des brausenden Meeres 
einen hohen Totenhügel. Den schauten noch nach vielen 
Jahrhunderten die Menschen voll Bewunderung und Ehr- 
furcht — Um Achilles Waffen, die dem Tapfersten an- 
heimfallen sollten, erhob sich ein Zwist zwischen Odysseus 
und Ajax. Als der Streit zu Gunsten des Odysseus 
entschieden war, stürzte sich Ajax, von Schwermut und 
Wahnsinn befallen, in sein eigenes Schwert. — 
Troja aber wurde schließlich durch List erobert. Die 
Griechen erbauten nämlich im Lager ein ungeheures hol- 
zernes Roß, in dessen Bauche sich mit Odysseus die tapfersten 
Helden verbargen, während die Flotte von Troja absegelte 
und sich bei der Insel Tenedus versteckt hielt. Die Tro- 
janer wußten anfangs nicht, was sie mit dem zurückgelasse¬ 
nen Rosse anfangen sollten. Als aber der Priester Laoköon 
verlangte, daß man das Roß zertrümmere, stiegen plötzlich 
wie auf Götterbefehl zwei ungeheure Schlangen aus dem 
Meere und erdrückten den Laokoon am Altare samt feinen 
beiden Söhnen. Deshalb glaubten die Troer einem griechischen 
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