— 35 —
die Götter der Leiche des gefallenen Helden: Apollo schützte
sie vor jeder Entstellung, und Hermes geleitete am zwölften
Tage den alten Priamus hinaus zu Achilles' Gezelt; hier
bat der einst so glückliche König auf den Knieen den harten
Peliden um den noch unbestatteten Körper des lieben
Sohnes. Da gedachte Achilles seines eignen alten Vaters,
den er nie mehr sehen sollte, und sein Herz wurde weich;
liebreich hob er den tiefgebeugten Priamus auf und gab
ihm Hektors Leiche wohlgewaschen, gesalbt und gekleidet znr
Bestattung. Auch bewilligte er zwölf Tage Waffenruhe,
die benutzten die Troer, ihren besten Toten zu ehren. —
9. Achilles' Fod; Urozas Untergang. Nicht lange
darauf erlag der Pelide selbst dem Verhängnis; ihn tötete
ein Pfeil des Paris, den Apollo gelenkt. Seine Asche
vereinigte man mit der des Patroklus in einer goldnen
Urne und errichtete ihm am Strande des brausenden Meeres
einen hohen Totenhügel. Den schauten noch nach vielen
Jahrhunderten die Menschen voll Bewunderung und Ehr-
furcht — Um Achilles Waffen, die dem Tapfersten an-
heimfallen sollten, erhob sich ein Zwist zwischen Odysseus
und Ajax. Als der Streit zu Gunsten des Odysseus
entschieden war, stürzte sich Ajax, von Schwermut und
Wahnsinn befallen, in sein eigenes Schwert. —
Troja aber wurde schließlich durch List erobert. Die
Griechen erbauten nämlich im Lager ein ungeheures hol-
zernes Roß, in dessen Bauche sich mit Odysseus die tapfersten
Helden verbargen, während die Flotte von Troja absegelte
und sich bei der Insel Tenedus versteckt hielt. Die Tro-
janer wußten anfangs nicht, was sie mit dem zurückgelasse¬
nen Rosse anfangen sollten. Als aber der Priester Laoköon
verlangte, daß man das Roß zertrümmere, stiegen plötzlich
wie auf Götterbefehl zwei ungeheure Schlangen aus dem
Meere und erdrückten den Laokoon am Altare samt feinen
beiden Söhnen. Deshalb glaubten die Troer einem griechischen
3*