Full text: Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt

— 45 — 
Anverwandten, von meinem geliebten Vaterlande und von 
meinen treuen Dienern getrennt zu werden, so halte ich es für 
meine heiligste Pflicht, Ihnen als erstem Minister Mein ganzes 
Land, insbesondere meine ganze Dienerschaft, vom Vornehmsten 
bis zum Geringsten, zur besten Fürsorge zu empfehlen. Die 
Mehrsten werden durch meine Entfernung an den Bettelstab 
gebracht. Thun Sie, lieber Graf, was in Ihren Kräften steht, 
die Leute aus dem Unglück zu retten. Stellen Sie dem Gou- 
vernenr und dem Intendanten die letzten Wünsche eines Tief- 
bekümmerten vor. Die Verwaltung und Leitung der Regie- 
rung Meines unglücklichen Landes empfehle ich Ihnen auf das 
Beste. Fahren Sie fort, Ihrem Vaterlande nützlich zu sein, 
wie Sie es immer gewesen, so werden Sie den Segen des 
Höchsten einernten! Nun, bester Graf, empfiehlt sich Ihr schuld- 
loser, unglücklicher Herr Ihrem besten Andenken. Suchen Sie, 
soviel Sie können, für Mich zu sorgen nach aller Art; Gott 
wird der reiche Vergelter aller Ihrer Bemühungen sein. Er 
segne Sie, er segne alle Meine getreuen Diener und Unter- 
thanen! Mein Herz bricht vor Schmerz, daß ich ein Volk ver- 
lassen soll, was mich liebt; allein Gott will es, fein Wille 
geschehe! — Ich bin mit der aufrichtigsten Wertschätzung 
Ihr getreuester Freund 
Friedrich Franz. 
b. In russischer Gefangenschaft. 
Unter den Mecklenburgern, die im Jahre 1812 mit nach 
Rußland zogen und den entsetzlichen Rückzug der „großen Armee" 
mit erlebten, befand sich auch Leutnant von Maltzahn. Er 
geriet in russische Gefangenschaft und blieb, trotzdem er die 
härteste Behandlung erfuhr, am Leben. Über seine Schicksale 
hat er ein Tagebuch gesührt. Darin heißt es: 
„Einer Menge wilder Kosaken gelang es, am 12. Dezember 
mehrere Gefangene zu machen, unter denen auch ich war. 
Empört darüber, daß ich bei allem Unglück, welches mich traf, 
noch gemißhandelt werden sollte, indem sie mich schonungslos 
durchsuchten, hieb ich einem der Kosaken in die Schulter. Er 
stach nach mir; indes war ich so glücklich, den Stoß mit dem 
Degen wenigstens vom Auge abzuhalten, bekam ihn jedoch in 
L
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.