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2. Der Gottesglaube der alten Deutschen.
Die höchsten Götter der Deutschen waren Zw, Wodan und Donar.
Ziu war anfangs der Gott des lichten Himmels und des Weltalls, in
späterer Zeit der Gott des Krieges. Er hieß auch Irmin oder Er. Ihm
war der Dienstag heilig, lvodan war ursprünglich der Windgott;
dann galt er auch als der Führer der abgeschiedenen Seelen, der Schutz¬
herr der Wanderer, der Gott des Wissens und der Dichtkunst, der Geber
des Sieges und alles Guten und schließlich als der höchste Gott. Sein
heiliger Wochentag war der Mittwoch, der noch jetzt in Westfalen der
Godenstag (Wodanstag) heißt. Donar war der Gott des Gewitters.
Der Donner wurde als das Rollen seines von zottigen Böcken gezogenen
Wagens gedeutet, der Blitz als die zerschmetternde Kraft seines Hammers,
den er nach seinen Feinden warf. Seine Rügen funkelten, sein Bart
war rot. Doch war er auch gütig; er sandte den fruchtbaren Regen,
heilte Menschen und Tiere von Krankheit und segnete die Arbeit der
Landleute. Ihm war der Donnerstag geweiht.
Die wichtigste Göttin der Germanen mar Frija. Sie war die
Göttin der Erde, die Beschützerin des Ackerbaues und aller Kufgaben
der Frauen. Sie wurde auch Herthus, holda und Berchta genannt,
von Herthus wird folgendes erzählt: Ruf einer Meeresinsel lag ein
heiliger Hain, und in ihm stand der heilige Wagen der Göttin. Zu¬
weilen kam die Göttin dorthin. Dann fuhr sie, von Kühen gezogen
und von ihrem Priester ehrfürchtig begleitet, durch das Land. Da
gab es frohe Tage und Feste an allen (Drten, die sie ihres Besuches
würdigte. Da ruhten die Waffen, da herrschte Friede, bis Herthus in
ihr Heiligtum zurückkehrte. Dann wurde der Wagen in einem ver-
borgenen See gereinigt - die Sklaven, die dabei halfen, verschlang jener
See. RIs holda oder Frau Holle wurde die Göttin in Mittel-
deutschland verehrt. Ruch Frau Holle zog nach dem Glauben unserer
vorfahren zuweilen im Lande umher. Rm feierlichsten war ihr Umzug
zu Rrtfang des Winters in den heiligen zwölf Rächten; dann betrat sie
unsichtbar die Wohnstätten der Menschen, um deren Fleiß und (Drdnung
zu prüfen, das Vieh zu segnen und Gärten und Felder fruchtbar zu
machen. Rls Erdgöttin liebte holda den Ruf enthalt in Bergen, Seen
und Brunnen. Dort hütete sie die Seelen der Ungeborenen und der
verstorbenen. Ähnliches wurde in Süddeutschland von Berchta erzählt.
Ruch Berchta zog in den zwölf Rächten durchs Land, belohnte die
fleißigen Spinnerinnen und bestrafte die säumigen; auch Berchta segnete
den Rckerbau. Und folgendes liebliche Märchen zeigt sie als Hüterin
der verstorbenen: Einer Mutter war ihr einziges Kind gestorben; sie
konnte sich nicht darüber zufrieden geben und meinte über alle Maßen.