Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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daß jeder einzelne dem Vaterlande nötig sei. Auch wurde dadurch 
ermöglicht, alle Linientruppen und die gesamte Landwehr für den 
Feldzug zu verwenden. Das kleine, verarmte Preußen mit seinen 
5 Millionen Einwohnern rüstete ein Heer von 271 000 Mann 
aus, so daß auf je 18 Einwohner ein Soldat kam. Es war dies 
das stärkste Heeresaufgebot Deutschlands seit der Urzeit. 
Der Major von Lützow bildete in Breslau ein Freikorps, 
dem viele gebildete Jünglinge angehörten. Auch Theodor Körner 
und Joseph von Eichendorff, die durch ihre feurigen Lieder 
den Mut der Kameraden und die Begeisterung des Volkes erhöhten, 
waren unter der todesmutigen Schar. Ebenso ließen Max von 
Schenkendorf und Ernst Moritz Arndt ihre Krieaslieder 
erschallen. 
3. Der Krieg bis zum 1. Pariser Frieden, 30. Mai 1814. 
a. Die Kämpfe im Frükjakr 1813. Im Januar und Februar 
1813 zogen sich die in Preußen stehenden Franzosen vor den Russen 
und Preußen zurück und räumten Anfang März Berlin. Um 
die Mitte dieses Monats besetzten die Russen Hamburg. Die 
Verbündeten wagten aber nicht schnell vorzugehen, und die erhoffte 
englische Unterstützung blieb aus. Darum gelang es Davout, 
Hamburg wieder zu erobern. Der Kaiser von Rußland und der 
König von Preußen erließen Ende März von Ka lisch aus einen 
„Aufruf an die Deutschen" und hofften auf eine allgemeine 
Erhebung des deutschen Volkes. Die französisch gesinnten Be¬ 
hörden der Rheinbundstaaten unterdrückten jedoch die freiheitlichen 
Regungen. 
Die Verbündeten gingen sehr langsam vor und besetzten nur 
das Königreich Sachsen, dessen König zu Frankreich hielt. Napoleon 
konnte infolgedessen sein Heer durch die Truppen der Rheinbund^ 
fürsten verstärken und in Mitteldeutschland einrücken. Zu dieser 
Zeit suchte sein Stiefsohn Eugen, der mit 30 000 Mann bei 
Magdeburg stand, Berlin zurückzugewinnen. Er wurde aber von 
den Preußen unter Bülow, Iorck und Bor stell und den 
Russen unter Wittgenstein bei Möckern (östlich von Magdeburg) 
am 5. April zurückgeschlagen. Die verbündeten Herrscher zogen 
Ende April in Dresden ein. 
Den Oberbefehl über die vereinigten Russen und Preußen 
übernahm der russische General Wittgenstein. Er fiel dem 
gegen Leipzig heranziehenden Napoleon bei (Broßgörfchcn (Lützen), 
südwestlich von Leipzig, in die Flanke (2. Mai 1813). Die Preußen 
und Russen fochten mit großer Tapferkeit; aber sie mußten vor
	        
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