Full text: Übersichtliche Darstellung der deutschen Geschichte bis 1648 (Unterkursus)

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Die Folgen der Krenzzüge. 
1. Allgemeine Folgen. Obgleich in den Kreuzzügen mehrere 
Millionen Menschen ihr Leben opferten, haben sie ihren Zweck, die 
Befreiung des Heiligen Landes ans der Gewalt der Mohammedaner, 
nicht erreicht. Die Ursachen dazu lagen in der Feindseligkeit 
der griechischen Kaiser, dem Mangel einer einheitlichen Leitung 
der Züge, sowie in der unzulänglichen Kriegsmacht und der Un¬ 
einigkeit der Christen in Palästina. Trotzdem konnten sich die 
christlichen Eroberungen fast '200 Jahre behaupten; denn auch die 
Feinde waren uneinig, und die italienischen Städte, die Handels¬ 
interessen verfolgten, sowie die geistlichen Ritterorden unterstützten 
die Christen tatkräftig. 
Die Krenzzüge äußerten ihren Einfluß auf alle Verhältnisse 
des Abendlandes und hatten für das wirtschaftliche Leben, für die 
Kirche, die Wissenschaften und Künste wichtige Folgen. 
2. Folgen für das wirtschaftliche Leben. Durch die Kreuzzüge 
trat das Abendland mit dem Orient in enge Verbindung, so daß 
der Handel einen hohen Aufschwung nahm. Erzeugnisse des 
Morgenlandes, wie Seiden- und Samtstoffe, metallene Knust- 
gegenstände, Edelsteine und Gewürze, fanden in den abendländischen 
Reichen weite Verbreitung, während diese feines Pelzwerk und 
Leinenstoffe in den Orient ausführten. 
War man früher meist mit dem Tauschhandel ausgekommen, 
so entwickelte sich jetzt der Kaufhandel, bei dem die Waren mit 
dem leicht fortzuschaffenden Gelde bezahlt werden. 
Der Handel mit dem Morgenlande wurde hauptsächlich durch 
die Kaufleute der italienischen Städte vermittelt. Diese gelangten 
deshalb durch die Kreuzzüge zu Reichtum und Macht, so daß es 
ihnen möglich wurde, auch ihre staatliche Selbständigkeit zu erkämpfen. 
(Vgl. Friedrich Barbarossa und die lombardischen Städte.) Auch 
die deutschen Städte machten infolge der Krenzzüge große Fort¬ 
schritte. Ihr Handel nahm zu, und neue Gewerbe, wie die Seiden¬ 
er nd Baumwollenweberei und die Glasfabrikation, wurden eingeführt. 
Die Bürger umgaben ihre Stadt mit Mauern und Gräben; sie 
übten sich im Gebrauch der Waffen und waren stets auf Verteidigung 
vorbereitet. 
Wie die Bürger, so gewannen auch die Bauern durch die 
Kreuzzüge Vorteile; denn die Leibeigenen wurden durch die Teil¬ 
nahme an einem Kreuzzuge frei, und mancher wohlhabende Bauer 
erhielt Gelegenheit, von einem Ritter, der für die Kreuzfahrt Geld 
brauchte, Land zu erwerben. 
Der Ritt er ft ant) erlebte während der Krenzzüge seine 
Blütezeit. Die Verfolgung eines erhabenen Zieles übte einen ver-
	        
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