Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare (Teil 2)

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von ihr geschaffene kleine Flotte (S. 375) nicht halten und wurde 
unter dem Gespött des Auslandes öffentlich versteigert. Da der neue 
Deutsche Bundestag die Gründung einer Kriegsflotte ablehnte, so über- 
nahm Preußen den Schutz der deutschen Seeinteressen allein. Es kaufte 
bei der Versteigerung der deutschen Flotte die beiden besten Schiffe 
und erwarb 1853 von Oldenburg ein Gebiet am Jadebnsen, um 
an der Nordsee einen Kriegshafen anlegen zu können. Dieser wurde 
1869 unter dein Namen Wilhelmshaven eröffnet. Ein besonderer 
Förderer der preußischen Flotte war Priuz Adalbert, ein Neffe 
Friedrich Wilhelms III. Er ist der erste Hohenzoller, der den Admirals- 
titel erhalten hat. 
Während der zwischen Österreich und Preußeu bestehende Gegen- 
satz eine Einigung Deutschlands verhinderte, hatten sich die politischen 
Verhältnisse durch das Auftreten Napoleons III. verschoben. 
Frankreichs Vorherrschaft in Europa unter Napoleon III., 1852—1870. 
Der 1848 auf 4 Jahre gewählte Präsident Louis Napoleon (S. 373) 
hatte allmählich das Heer auf seine Seite gezogen und durch Aufrechthaltung 
von Ordnung und Ruhe auch die Sympathien der Bürgerschaft gewonnen. 
Um seine Wiederwahl zu sichern, ließ er in der Nacht zum 2. Dezember 
1851 die hervorragendsten Mitglieder der Opposition verhaften, warf den in- 
folgedessen in Paris ausbrechenden Aufstand nieder und ertrotzte so eine 
10 jährige Präsidentschaft. Durch eine künstlich geleitete Volksabstimmung 
wurde er 1852 zum Kaiser gewählt und nannte sich Napoleon III. Um 
sich die Gunst des eitlen französischen Volkes zu erhalten, suchte er die Vor¬ 
herrschaft Frankreichs in Europa zu begründen. Er betonte überall das 
Nationalitätsprinzip und fand so Gelegenheit, durch Einmischung in kriegerische 
Verwicklungen den französischen Waffen neuen Ruhm zu erwerben. 
Deutschland und der Krimkrieg, 1853—1856. 
Der russische Kaiser Nikolaus I. wollte sein Machtgebiet bis 
Konstantinopel erweitern und darum der Herrschast des Sultans, des 
„kranken Mannes", in Europa ein Ende machen. Um sich jeden Augenblick 
in die türkischen Angelegenheiten einmischen zu können, beanspruchte er das 
Protektorat über alle griechischen Christen. Die Pforte versicherte sich aber 
des Beistandes von Frankreich und England, die eine Vergrößerung Rußländs 
nicht zugeben wollten, und lehnte die russischen Forderungen ab, bestätigte 
jedoch den christlichen Untertanen feierlich das Recht freier Religionsübung. 
Die Russen besetzten die Moldau und Walachei und schickten eine Flotte 
nach der Halbinsel Krim. Der Übergang der Russen über die Donau wurde 
zwar durch die Türken verhindert, die türkische Flotte aber von der russischen 
im Hafen von Sinope vernichtet. Da mischten sich Frankreich und England 
in den Krieg ein und unternahmen eine Expedition nach der Krim. Die 
Kämpfe der Westmächte mit Rußland drohten ganz Europa in den Krieg 
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