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bestärkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbständigkeit, Ehren
und Besitz. Obwohl die Kaiserin nachgiebig war nnd selbst mehrere
Herzogtümer ans ihrer Hand gab, gelang es ihr nicht, die Fürsten
zu befriedigen. Anfangs ließ sich Agnes von dem Bischof Heinrich
von Augsburg leiten. Die unzufriedenen Fürsten, an deren Spitze
der Erzbifchof Anno von Cöln stand, wollten aber einen größeren
Einfluß aus die Regierung des Reiches gewinnen. Deshalb beschloß
Anno, die Regentin durch einen Gewaltstreich zu stürzen. Als' die
Kaiserin 1062 in Kaiserswerth das Pfingstfest feierte, lockte er den jungen
König auf ein Schiff und entführte ihn nach Cöln, wo er nach strengen
Grundsätzen erzogen wurde. Die Kaiserin Agnes zog sich tief be¬
kümmert in ein Kloster zurück. Anno mußte die Erziehung des
jungen Königs bald dem Erzbifchof Adalbert von Bremen über-
lassen, der den begabten Knaben ganz für sich gewann, indem er seinen
Neigungen Vorschub leistete. Als Heinrich 15 Jahre alt war, ließ
ihn Adalbert für mündig erklären und benutzte seinen Einfluß auf den
jungen König, um die weltliche Macht seines Erzbistums zu vergrößern.
Dadurch zog er sich den Haß des in seinem Besitz bedrohten sächsischen
Adels zu, und die eifersüchtigen Fürsten zwangen Heinrich, den Erz-
bischos vom Hofe zu entfernen.
2. Heinrichs Kämpfe mit den Sachsen. Der Einfluß der geist-
liehen Großen trat jetzt mehr zurück. Der junge Herrscher hielt sich
meist in Goslar auf und führte hier mit seinen schwäbischen Rittern
ein ungebundenes Leben. Um seine Einnahmen zu vermehren, vergab
er die geistlichen Stellen für Geld, und seine Vertrauten benutzten
ihre Stellung zur eigenen Bereicherung.
Heinrich, der nach absoluter Königsmacht strebte, suchte die Fürsten-
geweilt zu brechen und seine Stellung aus jede Weise zu befestigen.
Sein bisheriger Freund Otto von Nord heim verlor auf eine un¬
begründete Verleumdung hin fein Herzogtum Bayern, das der König
(in Welf IV. gab. Ottos Verbündeter, der Sachsen herzog
Magnus, wurde gefangen gehalten, und die Sachsen wurden durch
Anlage von Burgen und den kostspieligen und drückenden Aufenthalt
des königlichen Hofes in ihrem Lande so gereizt, daß sie sich unter
Otto von Nordheim erhoben und den König in der Harzburg belagerten.
Heinrich floh heimlich und fand Schutz in dem mächtigen. Worms, wo
die aufstrebende Bürgerschaft den Bischof verjagt hatte. Heinrich ver-
lieh der Stadt Zollprivilegien und stellte mit ihrer Hilfe ein kleines
Heer auf. Da ihm aber die Fürsten die Heeresfolge verweigerten,
mußte er mit den Sachsen Frieden schließen und die Zerstörung seiner
sächsischen Burgen zugeben. Hierbei schonten die Sachsen in blinder
Wut auch die Kirchen nicht und schändeten sogar die Gräber von
Heinrichs Augehörigen. Da traten die Fürsten wieder aus die Seite
Atzler, Geschichte für Lehrerseminare. 5