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74 Erster Teil. In Haus und Hof
Kndre befaßten sich ausschließlich mit der Verfertigung von kleinen Ge¬
brauchsgegenständen, z.B. mit dem Schnitzen von Löffeln und Quirlen,
während noch andre Wasser- und Windmühlen aus holz erbauten.
Buch der Vau von Musikinstrumenten wurde eine gesonderte Berufs¬
tätigkeit. In dem heutigen Großbetriebe geht die Arbeitsteilung so weit,
daß in einer Möbelfabrik, obwohl alle Beteiligten Möbeltischler sind,
jeder nur eine einzige Tätigkeit ausübt. Der eine richtet vor, der andre
bedient die Hobel-, der dritte die Fräsmaschine, ein vierter baut zusam¬
men, ein fünfter furniert, ein sechster poliert usf. Dadurch wird von
jedem einzelnen eine große Gewandtheit und Sicherheit in seiner Linzel-
arbeit erlangt und eine billigere Erzeugung der Ware möglich, wenn¬
schon die Arbeit selbst dadurch einseitiger und weniger anregend wird.
Je mehr die Arbeitsteilung zunahm, desto tiefer ergründete jeder
die besondern Aufgaben seines Berufs, und desto nachdrücklicher sann er
auf zweckmäßige Gestaltung und Vermehrung seines Handwerks¬
zeuges. Endlich fand er in den Arbeitsmaschinen jenes vollkom¬
menste Werkzeug, das nicht nur gut und genau, sondern auch viel und
schnell zu schaffen imstande ist. In den großen Werkstätten ist fast für
jede Arbeit eine besondre Maschine aufgestellt, so daß die gewaltigen
und unermüdlichen Naturkräfte in wenigen Minuten ebensoviel und
mindestens ebenso genaue Arbeit liefern, wie der Handarbeiter in Stun¬
den zu schaffen vermochte. Dennoch verbleiben, besonders am Möbel,
noch zahlreiche Arbeiten der Menschenhand, zumal die verfeinerungs¬
arbeiten an der Oberfläche, das Überziehen mit furnieren, das Schleifen
und Polieren, die eingelegten Arbeiten, die aus verschieden gefärbten
hölzern, aus Elfenbein, Schildpatt und Perlmutter, aus Silber, Nupfer
oder 3inn oder aus Glas hergestellt werden können, die Holzmosaik, alle
Arbeiten des Holzbildhauers, der den Möbeln den plastischen Schmuck
verleiht, des Malers, der sie mit freundlichen Farben, des Tapezierers,
der sie mit bequemen Polsterungen und gefälligen Stoffbehängen
schmückt. Wohl mag die Zeit kommen, wo die rohe Handarbeit ganz
durch die Maschine ersetzt werden kann- aber der denkende Geist, der
Neues ersinnt, der künstlerische Geschmack, der edle formen schafft, die
kunstgeübte Hand, die, unmittelbar im Dienste des Geistes und des Ge¬
schmackes stehend, das Neue und das Schöne auszuführen weiß, diese
werden nie von einer Maschine ersetzt oder verdrängt werden können.
Wohl dem, der mehr als ein bloßer Handarbeiter ist!
$r. Siiklcke, scfebud)
b) De$ Tischlergesellen erster Sarg.
,,Fürwahr, ein traurig, ein schaurig Tun!
Line Leiche soll zwischen den Brettern hier ruhn!''
„Du Iveichherz! wie deine Träne rinnt!
Mas schiert dich fremder Leute Rind!"
„So sei doch auch nicht gleich'so arg,
bedenk', es ist ja mein erster Sarg!"
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