Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

98 Das Mittelalter. 
Besserung der lichen 'Verhältnisse. Diesseits und jenseits der Elbe stand auf dem dem 
6Sauern.ber Sumpf und dem Urwald abgerungenen Lande der Bauer wirtschaftlich und 
rechtlich freier da, die Art der Bewirtschaftung selbst besserte sich fast überall. 
So stellte sich häufig Wohlhabenheit ein. 
Dreifelderwirt- Allgemein hatte sich die Dreifelderwirtschaft durchgesetzt. Häufiger 
schaft aiigemetn. früher wandte man sich dem Obst- und Gemüsebau zu. Die Weinrebe 
drang bis an den Schweriner See und die Nogat vor. Da man im Mittel- 
Wein-, alter den Wein zu würzen Pflegte, waren auch die Trauben der nördlichen 
Hopfenbau. Breiten vielbegehrt. Schon begann man Hopfen zu pflanzen, aber nur in 
ganz geringen Mengen, fo daß er sehr teuer war und der Brauerei im all- 
gemeinen nicht nützen konnte. Die Umwandlung der Fußaufgebote in Reiter- 
Viehzucht. Heere förderte die Rossezucht, das Tragen wollener Kleider die der Schafe. 
Schweine und Hühner wurden in Massen gezüchtet; Enten hielt man mehr 
zum Vergnügen. Um der Fastenzeit und der Freitage willen wurden viele 
Fischteiche angelegt; zur Bereitung des „Lautertrankes" und der Süße der 
Bienenwirtschaft. Speisen bedurfte man des Honigs, in der Kirche der Kerzen: So nahm 
auch die Bienenzucht zu. An der Landwirtschaft beteiligten sich auch die 
Städtische Städte. Einige der Geschlechter besaßen vor den Thoren ein Landgut; 
Betriebe. jej)e Stadt zählte titele Ackerbürger; die auf dem eroberten Slawenboden 
gegründeten, die fern vom Meere lagen, widmeten sich hauptsächlich dem 
Ackerbau und auch der Viehzucht. Aber die zunehmende Bevölkerungsdichte, 
der durch die Römer- und Kreuzzüge gesteigerte Verkehr und das infolge 
der reicheren Lebensführung und bei der größeren Wohlhabenheit begreifliche 
Verlangen nach vielen Erzeugnissen, die man früher gar nicht oder weniger 
Gewerbe, forderte, begünstigten Handel und Gewerbe derart, daß beides zumal in den 
Städten am Meer und an den großen Land- und Wasserstraßen mächtig 
emporblühte. Die bereits aus den Gutshösen der fränkischen Grundherren 
Handwerkerstand, einsetzende Arbeitsteilung griff um sich, neue Handwerke und Betriebe 
kamen auf. In den Ortschaften, denen das Marktrecht verliehen war, wid- 
meten sich bald auch freie Männer der Herstellung gewerblicher Gegenstände. 
Es bildete sich ein freier Handwerkerstand. Dazu zogen unfreie gewerbliche 
Arbeiter in die Städte, die entweder frei wurden oder, wenn sie ihr Grund¬ 
herr zur rechten Zeit in Anspruch genommen oder auch freiwillig hatte 
ziehen lassen, hörig blieben; sie hatten ihm dann einen jährlichen Zins zu 
zahlen, der gewöhnlich großenteils aus Waren ihres Betriebes bestand. Die 
Handwerker, welche demselben Berufe oblagen, thaten sich in Genossen- 
Zünfte. fchaften, Zünfte, zusammen, zuerst, um ihren gemeinsamen (Schutzheiligen 
zu verehren, dann aber auch, um ihren Vorteil als ein Mann zu wahren. 
Hatten Sparsamkeit, Fleiß und guter Absatz vielen Handwerkern zu einem 
eigenen Hause und zu einer Betriebssumme verhelfen, dann traten sie selbst¬ 
bewußt auf. Bald forderten sie gleiche politische Rechte in der Gemeinde; 
oft genug kam es zum Kampfe mit den Geschlechtern. 
Handel. Der Handel hatte lange in den Händen der Lombarden und Juden 
gelegen. In den rheinischen Städten zumal hatten letztere ganze Gemeinden, 
die, in engen Judengassen zusammensitzend, vor allem dem Geldverkehr und 
dem Darlehnsgeschäft oblagen. Denn sich Zins für geliehenes Geld zahlen 
zu lassen, war den Christen von der Kirche verboten worden. Dann aber
	        
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