Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

— 18 — 
von Liegnitz ausstarben, zog auch Österreich auf Grund jener Erklärung 
Ferdinands die schlesischen Länder als offene Lehen ein, doch hat Friedrich 
der Große die erworbenen Ansprüche in den schlesischen Kriegen geltend 
zu machen gewußt. Im Jahre 1569 gelang es auch Joachim, für sich 
«es und seine Erben die Mitbelehnung mit dem Herzogtum Preußen 
von dem Könige von Polen zu erlangen, und er legte dadurch den Grund 
zur Ausbreitung der brandenburgischen Macht an der Ostsee.1) Sein Rat¬ 
geber in allen diesen Unternehmungen war der kluge Kanzler Lamprecht 
Distelmeier, dessen Verdienst es auch war, die innere Verwaltung der 
Mark gebessert zu haben. Die verschwenderische Hofhaltung und die groß- 
artigen Bauten Joachims kosteten aber dem Lande große Summen. Um 
nun den Ständen nicht gar zu sehr zur Last zu fallen, gestattete Joachim 
den Juden gegen bedeutende Barzahlung die Rückkehr in die Mark und 
ernannte einen von ihnen, den Lippold, der ihm bedeutende Vorschüsse 
machte, zu fernem Münzmeister; doch mißbrauchte dieser das Vertrauen des 
Kurfürsten. Im Januar 1571 starb Joachim, zehn Tage später sein 
Bruder Johann, der keine Erben hinterließ. 
Der kalte und strenge Johann Georg (1571—1598) suchte nach 
des Vaters Tode die ihm hinterlassenene Schuldenlast durch eigene Spar- 
famtot und kluge Verwaltung zu tilgen; den Juden Lippold ließ er grau- 
fam hinrichten und verwies die Juden abermals aus dem Lande. Den 
überhand nehmenden Luxus dämpfte er durch strenge Verordnungen. Kurz 
vor feinem Tode bestimmte er eine Teilung des Landes unter feine beiden 
Söhne. 
Joachim Friedrich (1598—1608) ergriff aber nach des Vaters 
Ableben von dem ganzen Lande Besitz und bestätigte durch den Haus- 
vertrag zu Gera (1598) nochmals für ewige Zeiten die Unteilbarkeit der 
Mark mit allen Nebenländern nach dem Hausgefetz des Albrecht Achilles. 
Die Staatsverwaltung erleichterte und verbesserte er durch Einrichtung des 
Geheimratskollegiums, dem die Überwachung der Finanzen, die Sorge 
für Handel und Gewerbe und das Kriegswesen oblag; der oberste Beamte 
des Kurfürsten blieb der Kanzler. 
Johann Sigismund (1608—1619). Johann Georg und Joachim 
Friedrich waren eifrigst darauf bedacht gewesen, die Mitbelehnung mit 
Preußen zu erhalten. Auch Johann Sigismund, der mit Anna, der 
ältesten Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich und dessen Gemahlin 
Eleonore von Cleve, vermählt war, stand gerade im Begriff, sich von 
x) Die Mitbelehnung Joachims II. mit dem Herzogtum Preußen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.