Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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Bestreben, die Wissenschaft gemeinfaßlich zu machen, sie mehr ins Leben 
eingeführt und daß er statt des Lateinischen die deutsche Sprache an den 
Universitäten zur Lehrsprache gemacht hat. 
4. Die Baukunst. Von einer deutschen Baukunst des 17. und 
18. Jahrhunderts kann kaum die Rede sein. Die Baukunst hatte aufgehört, 
ein nationales Gepräge zu tragen, wie man das noch von den herrlichsten 
Erzeugnissen der deutschen Renaissance sagen konnte. Diese wurde nun 
verdrängt durch den in Italien entstandenen und vor allem in Frankreich 
ausgebildeten Barockstil; von Versailles aus trat er die Reise in die 
europäischen Staaten an. Der Barockstil wie auch das Rokoko sind nicht 
als selbständige Stilarten, sondern als die Ausläufer der Renaissance zu 
betrachten. Der Barockstil charakterisiert sich als eine gewaltsame Über- 
treibung der Formen, die von der Renaissance in maßvoller Schönheit 
angewandt worden waren, und in Überladung mit bildnerischem Beiwerk. 
Dieses verdrängt oft die Architektur, und die Plastik will darum an den Bauten 
des Barockstils vornehmlich betrachtet werden. Alles kommt dem Barock 
auf den Schein, den äußeren Schmuck, die Dekoration an; er wurde die 
höfische Kunst der verschwenderischen Fürsten seiner Zeit und mußte in 
erster Linie der Repräsentation dienen. Während so die Baukunst in ihren 
Formen und Verzierungen einer geschmacklosen Willkür, Überladung und 
Unschönheit verfiel, blieb ihr für die architektonische Anordnung im all- 
gemeinen, namentlich für die Anlage von Auffahrten und Freitreppen von 
Vorplätzen, Hofräumen, Treppenhäusern, Zimmern und Sälen ein gesunder 
Schönheitssinn und ein Gefühl für Würde. Wenn diese Eigenschaften den 
Barockstil zur Ausführung von Palastbauten befähigten, so konnte es ihm 
jedoch nie gelingen, im Kirchenbau die Wirkungen des Erhabenen und Er- 
baulichen hervorzubringen. Und doch wurden auch im Barockstil namentlich 
von dem Jesuitenorden viele Kirchen gebaut (Jesuitenstil). Die Neuerung 
des Barocks auf dem Gebiete des Kirchenbaues war nach italienischem 
Muster die Verbindung von Langhaus- und Kuppelbau (Zentralbau). 
(Siehe die Frauenkirche in Dresden. Fig. 7.) Zur Ausführung der 
Barockbauteu in Deutschland wurden viele italienische und französische Bau- 
meister ins Land gezogen, deutsche Künstler bildeten sich bei ihnen oder 
gingen zu ihrer Ausbildung nach Paris und Rom. 
Noch zu Ausgang des 17. Jahrhunderts machte sich im Gegensatz 
zur Üppigkeit des neuen Stils eine ernstere, klassische Richtung geltend, 
die vor allem der Architektur der Plastik gegenüber zu ihrem Rechte ver- 
half; diese Richtung hatte ihren Boden namentlich in Berlin. Hier er- 
baute seit 1685 Neriug eins der edelsten Werke dieser Richtung, das heute
	        
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