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B. Die Zeit Friedrichs II. des Großen (1740—1786) und
die Begründung der Grotzmachtstellnng Preußens.
1. Die Jugendzeit Friedrichs des Großen.
1. Erste Erziehung. Friedrich II. ist am 24. Januar 1712 in dem
Schlosse zu Berlin geboren. Die erste Erziehung des Prinzen lag ganz in
den Händen seiner wohlwollenden und gebildeten Mutter Sophie Dorothea.
Große Liebe faßte er zu seiner etwas älteren Schwester Wilhelmine, der¬
er stets in brüderlicher Liebe zugetan blieb. Als der Kronprinz das
siebente Lebensjahr erreicht hatte, wurde seine Erziehung Männern anver-
traut. Zu seinem Oberhofmeister wurde der Graf von Finkenstein er-
nannt; sein eigentlicher Lehrer wurde aber ein junger kenntnisreicher
Franzose von Adel, Duhan de Jandun, der Sohn eines französischen
Einwanderers, der dem Prinzen große Liebe zur Literatur und zu den
schönen Künsten einflößte. Der König selbst schrieb für die Lehrer eine
Instruktion*, die darauf hinstrebte, aus dem Prinzen einen tüchtigen
Soldaten, einen guten Haushalter und einen gläubigen Christen
zu machen. In derselben schärfte er den Lehrern ein, den Prinzen vor
Schmeichlern zu bewahren; denn „Fritz darf beileibe nicht hoffärtig werden".
Vor allem sollten sie ihm aber einprägen, „daß nichts in der Welt einem
Prinzen mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß
er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht
gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Ferner hieß
es in der Instruktion: „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe
und Furcht vor Gott, als das Fundament und die einzige Grundsäule
aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, beigebracht, hingegen aber alle
schädlichen Irrungen und Sekten als ein Gift gemieden und davon in
seiner Gegenwart lieber gar nicht gesprochen werden." Die Vorschriften
des Vaters wurden streng befolgt; im Religionsunterricht wurde aber
darin gefehlt, daß die religiösen Übungen zu viel Äußerliches und Ab-
stoßendes enthielten, und im eigentlichen Unterrichte das Auswendiglernen
zu sehr in den Vordergrund trat. Wurde doch sogar das Auswendiglernen
von Bibelsprüchen und Gesangbuchversen als Strafmittel angewandt. Jede
tiefere Anregung fehlte, von der Kraft und Herrlichkeit der Schrift bekam
Friedrich wenig zu spüren. Da ist es nicht zu verwundern, wenn der