Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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B. Die Zeit Friedrichs II. des Großen (1740—1786) und 
die Begründung der Grotzmachtstellnng Preußens. 
1. Die Jugendzeit Friedrichs des Großen. 
1. Erste Erziehung. Friedrich II. ist am 24. Januar 1712 in dem 
Schlosse zu Berlin geboren. Die erste Erziehung des Prinzen lag ganz in 
den Händen seiner wohlwollenden und gebildeten Mutter Sophie Dorothea. 
Große Liebe faßte er zu seiner etwas älteren Schwester Wilhelmine, der¬ 
er stets in brüderlicher Liebe zugetan blieb. Als der Kronprinz das 
siebente Lebensjahr erreicht hatte, wurde seine Erziehung Männern anver- 
traut. Zu seinem Oberhofmeister wurde der Graf von Finkenstein er- 
nannt; sein eigentlicher Lehrer wurde aber ein junger kenntnisreicher 
Franzose von Adel, Duhan de Jandun, der Sohn eines französischen 
Einwanderers, der dem Prinzen große Liebe zur Literatur und zu den 
schönen Künsten einflößte. Der König selbst schrieb für die Lehrer eine 
Instruktion*, die darauf hinstrebte, aus dem Prinzen einen tüchtigen 
Soldaten, einen guten Haushalter und einen gläubigen Christen 
zu machen. In derselben schärfte er den Lehrern ein, den Prinzen vor 
Schmeichlern zu bewahren; denn „Fritz darf beileibe nicht hoffärtig werden". 
Vor allem sollten sie ihm aber einprägen, „daß nichts in der Welt einem 
Prinzen mehr Ruhm und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß 
er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht 
gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Ferner hieß 
es in der Instruktion: „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe 
und Furcht vor Gott, als das Fundament und die einzige Grundsäule 
aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, beigebracht, hingegen aber alle 
schädlichen Irrungen und Sekten als ein Gift gemieden und davon in 
seiner Gegenwart lieber gar nicht gesprochen werden." Die Vorschriften 
des Vaters wurden streng befolgt; im Religionsunterricht wurde aber 
darin gefehlt, daß die religiösen Übungen zu viel Äußerliches und Ab- 
stoßendes enthielten, und im eigentlichen Unterrichte das Auswendiglernen 
zu sehr in den Vordergrund trat. Wurde doch sogar das Auswendiglernen 
von Bibelsprüchen und Gesangbuchversen als Strafmittel angewandt. Jede 
tiefere Anregung fehlte, von der Kraft und Herrlichkeit der Schrift bekam 
Friedrich wenig zu spüren. Da ist es nicht zu verwundern, wenn der
	        
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