Full text: Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte

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dem Beispiel von bero Mut und Tapferkeit zur Erringung des erworbenen 
Ruhmes standhaftig gefolgt haben, mein Wohlgefallen andeuten, sie auch 
meiner kaiserlichen Gnade versichern in der festen Zuversicht, Euer Liebden 
werden bei den von der starken Hand des allmächtigen Herrn der Heerscharen, 
der Gerechtigkeit meiner und der Verbündeten Waffen nun weiter sich dar- 
bietenden Gelegenheiten und Operationen uns noch fernerhin dero patriotischen 
Eifer und tapferes Zuthuu zu beständiger Wohlfahrt der gemeinen Sachen 
unausgesetzt angedeihen lassen. Ich verbleibe Euer Liebden mit kaiserlichen 
Gnaden und allem Guten wohlgewogen. 
Gegeben in meiner Stadt Wien den 28. September im siebzehn- 
hundertundsechsten Jahr. 
Euer Liebden 
gutwilliger Oheim 
Josephus. 
34. Der preußische Staat unter Iriedrich I. 
Friedrich II.: „Memoires pour servir ä l'histoire de la maison de Brande- 
bourg." S. 229 ff. In M. Schilling: „Ouelleubuch zur Geschichte der Neuzeit." 
Berlin 1884. Übersetzungen S. 9. 
Der Hofstaat war zahlreich und glänzend; Geld gab es infolge der 
Zahlung von Hilfsgeldern seitens fremder Fürsten im Überfluß; der Auf- 
wand zeigte sich in den Bedientenkleidungen, den Gewändern, an der Tafel, 
den Kutschen und an den Bauwerken. Der König hatte zwei der geschicktesten 
Architekten Europas in seinem Dienste und einen Bildhauer Namens 
Schlüter, der in seiner Kunst ebenso vollkommen war als die erfteren 
in der ihrigen. Bodt schuf das schöne Thor von Wesel; er entwarf die 
Pläne zu dem Schloß und zu dem Zeughaus in Berlin; er baute das 
Postgebäude an der Ecke der großen Brücke und die schöne von Kunstfreunden 
zu wenig gekannte Säulenhalle des Potsdamer Schlosses. Eosander er- 
richtete den neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses und den Münz- 
türm, der später niedergerissen wurde. Schlüter schmückte das Arsenal 
mit den Trophäen und den schönen Gesichtern (Fratzengesichtern), welche 
die Bewunderung der Kenner erregen, und ließ das Reiterstandbild des 
Großen Kurfürsten gießen, welches für ein Musterwerk gehalten wird. 
Die schönen Künste, die Kinder des Überflusses, begannen zu blühen: 
die Malerakademie, deren erste Professoren Pesne, Werner, Weide- 
mann und Leygebe waren, wurde gegründet; aber aus ihrer Schule 
ging fein Maler von Ruf hervor. Etwas Bemerkenswerteres und was 
die Fortschritte des menschlichen Geistes weit mehr betrifft, war die 
Gründung der Königlichen Akademie der Wissenschaften im Jahr 
1700. Die Königin Sophie Charlotte trug das meiste dazu bei.
	        
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