Wonvort zur 1. Auftage.
Jer Lehrplan für die preußischen Lehrerbildungsanstalten vom 1. Juli
1901 sagt über den Geschichtsunterricht im Seminar: „Aufgabe ist die
vertiefende Darstellung, bei welcher unter Befestigung der Kenntnis der
Tatsachen das Verständnis für den pragmatischen Zusammenhang der Er-
etgntffe, für die Entwicklung der politischen, sozialen und kulturellen Verhält-
ntffe vermittelt und die Befähigung geweckt wird, die Gegenwart aus der
Vergangenheit zu begreifen. Im Seminar sind daher auch — beim
Unterrichte bezw. für die Privatlektüre — Qnellenfammlungen
sowie Werke der bedeutendsten neueren Geschichtschreiber in
einzelnen Abschnitten zu benutzen."
Der Erfüllung dieser Forderungen möchte das vorliegende Buch dienen.
Bei der Fülle des vorhandenen Stoffes war die Auswahl oft recht schwierig,
und mit Rücksicht auf Zweck und Umfang des Werkes konnte nicht jeder
wichtigeren historischen Erscheinung ein besonderer Artikel gewidmet werden.
Doch suchte der Herausgeber so auszuwählen, daß sich Quellenstoffe und
Lesestücke ergänzen, wenn auch nicht eine lückenlose Darbietung beabsichtigt
sein konnte. Fast alle Stoffe sind unmittelbar den Quellen selbst entlehnt
worden; aber nicht in jedem Falle konnte ein Abschnitt aus einem der
Hauptwerke über einen Zeitraum gebracht werden. Während zu umfang¬
reiche Lesestücke den Unterrichtszwecken schwer dienstbar zu machen sind, geben
kürzere Abschnitte einer breit angelegten Darstellung meist kein vollständiges
Bild. Deshalb wurden einige Lefestücke zusammenfassenden Bearbeitungen
entnommen.
Im allgemeinen folgte der Herausgeber in der Stoffanordnung feinem
„Handbuch für den Geschichtsunterricht in Lehrerbildungsanstalten. 2. Teil:
Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare" (Habel-
schwerdt, Franke. 3. Aufl. 1902 *), doch können die „Quellenstoffe und Lese-
stücke" auch zur Ergänzung jedes anderen Geschichtsleitfadens gebraucht werden.
Besonders wurden knltur- und wirtschaftsgefchichtliche Stoffe berück¬
sichtigt ; auch fanden Abschnitte aus der Kunstgeschichte Ausnahme. Dagegen
blieben jene Stoffe weg, die in der Kirchengeschichte, in der Geschichte der
Pädagogik, Literatur und Musik im Seminar besonders zur Besprechung
gelangen.
Mehrere Quellenstücke wurden in der sprachlichen Ausdrucksweise und
der Orthographie des Urtextes aufgenommen, spiegelt sich doch auch hierin
1 5. Auflage 1906.