16 Winter: Die Kulturarbeit der Zisterzienser in der Mark Brandenburg.
Osten mehr und mehr auszuweiten, die autochthone1 Bevölkerung der Wenden
in Gehorsam zu halten und so die deutsche Herrschaft dauernd zu befestigen.
Nicht weniger verdankt das deutsche Städtewesen in der Mark Albrecht
und dem Askanischen Hause seine Entstehung und Ausbildung. Wendische
Städte gab es nur sehr wenige, und wo sie vorkamen, da vereinigten sie,
wie Jumne, in ihren Mauern mit dem Handel und dem friedlichen Gewerbe
Seeräuberei und anderes wüstes Treiben. Erst seit der deutschen Eroberung
ist namentlich in dem Binnenlande städtisches Leben und selbständiges
Bürgertum emporgeblüht. Wie Albrecht hierzu den Anstoß gegeben, so hat
er endlich auch den Bauernstand durch massenhafte Ansiedelung freier Kolo-
nisten germanischen Stammes gehoben und die Entstehung einer freien
germanifch-slawischen Dorfverfassung, die Bildung eines kräftigen und gesunden
Bauerntums angebahnt. Auf diesen Grundlagen, die er gelegt, ist später
der stolze Bau des preußischen Staates und der preußischen Geschichte
emporgewachsen, und wenn man aus dem Glänze dieser späteren Tage zurück-
schaut auf jenen Zustand der Verwilderung und Roheit, in welchem sich das
nordöstliche Deutschland vor Albrechts Zeit befand, so wird man nicht anstehen,
auch auf ihn die Worte eines unserer neueren Geschichtschreiber52 anzuwenden,
„daß es zwar mancherlei Kriege gebe und mancherlei Heldenruhm, das vor-
nehmste Lob aber denen gebühre, welche der Kultur der Menschheit durch
siegreiche Waffen neue Schauplätze eröffnet und die Barbarei an bedeutender
Stelle überwältigt haben".
7. Die Kulturarbeit der Zisterzienser in der
Mark Brandenburg.
Von grott3 Winter.»
Die Zisterzienser des nordöstlichen Deutschland. Gotha, Perthes. 1868. 1. Bd. S. 93.
Die Länder zwischen der Oder und Elbe durften im ganzen seit 1150
als unauflöslich mit dem deutschen Reiche verbunden betrachtet werden. Seit
1157 der Fürst Jaczko wieder aus Brandenburg vertrieben war, konnte
man auch von einer Beruhigung dieser Landschaften reden. Es beginnt nun
die Germanisierungsarbeit in einem überaus großen Maßstabe. Nieder-
deutsche und niederländische Kolonisten ziehen massenweise in das Land und
besetzen die zugänglichsten und fruchtbarsten Landstriche.
Der deutsche Einwanderer, der mit Weib und Kind sich im Wenden-
lande eine neue Heimat suchte, schloß sich an die deutschen Landsgenossen
1 Autochthone — Ureinwohner.
2 L. v. Ranke, Französische Geschichte I.
3 Franz Winter, evangelischer Pfarrer in Schönebeck. Werke: Die Prämon-
stratenser des 12. Jahrhunderts. Berlin 1865. — Die Zisterzienser des nordöstlichen
Deutschland. 3 Bde. Gotha 1868—71.