Full text: Grundriß der Geschichte

XI. Aus dem Zeitalter der Kreuzzüge. 113 
Großen die Regentschaft im Königreiche beider Sizilien. Allein der 
Papst belehnte mit der Regierung dieses Reiches den Bruder des 
französischen Königs, den Grafen Karl von Anjou, und diesem er- 
lag Manfred nach heldenmütigem Kampfe bei Benevent. Da König 
Karl aber ein grausames Regiment führte, riefen angesehene Ghibellinen 
den 16 jährigen Sohn Konrads IV., Konradin, der einsam bei seinem 
Oheim, dem Herzog von Bayern, aufwuchs, nach Italien. Erfüllt 
vom Geiste seines Geschlechts, zog dieser mit einem kleinen Heere deut- 
scher Ritter über die Alpen, um das Erbe seiner Väter zu erobern; 
bei Scurcola besiegte er das Heer seines Gegners, aber ein feind- 1268. 
licher Hinterhalt überraschte sein siegestrunkenes Heer und bereitete 
ihm eine völlige Niederlage. Schon war der fliehende Konradin 
mit seinem Freunde Friedrich von Baden in einer Fischerbarke auf 
dem Wege nach dem treuen Pisa, da wurde er durch einen Schnell- 
segler eingeholt und treuloser und undankbarer Weise von dem Herrn 
von Astnra aus der Familie Frangipani an den grausamen Karl 
von Anjou ausgeliefert. Die Richter, vor denen Karl seinen im 
ritterlichen Streite gefangenen Gegner auf den Tod anklagte, erklärten 
mit Ausnahme des knechtisch gesinnten Robert von Bari diesen für 
nichtschuldig; aber der herzlose Sieger sprach das Todesurteil und 
schaute selbst der Hinrichtung des unglücklichen jugendlichen Helden 
dicht vor Neapel, an der herrlichen Meeresküste, zu. Er blieb unbe- 
wegt bei der allgemeinen Rührung der Menge, die das Blutgerüst 
umstand, und dem unter seinen Rittern selbst sich kundgebenden Zorn 
über die ungerechte Hinrichtung. Konradin übertrug, als sich 
ihm nirgends Rettung zeigte, vom Blutgerüste herab seine Rechte auf 
Neapel und Sizilien an den ihm verwandten König Peter von 
Aragonien und rief, nachdem er seinen Todesgenossen Friedrich von 
Baden umarmt hatte: „o Mutter, welches Leiden bereite ich dir!" — 
dann fiel sein Haupt. Der König von Aragonien wurde wirklich 
Konrad ins Rächer; er entriß Karl von Anjou nach 14 Jahren Sizi¬ 
lien, nachdem hier in der sogenannten sizilianischen Vesper alle 1282. 
Franzosen von den Sizilianern ermordet worden waren, und später 
kam auch Neapel an Aragonien. 
XI. Aus dem Zeitalter der Kreuzziige. 
Der erste Äreu$$ug*(1096—99) gegen die Mohammedaner und die Gründung des 
Königreichs Jerusalem. 
§ 77. Parallel mit den Entscheidungskämpfen zwischen Kaiser- 
tum und Papsttum geht die weltbewegende Erscheinung der Kreuzzüge, 
ein Zeichen päpstlicher Weltherrschaft, wie auch Veranlassung zur Unter¬ 
grabung derselben. Seit der Völkerwanderung bestand der regste Ver- 
kehr des Abendlandes mit den alten Kulturstätten des 
Morgenlandes und des byzantinischen Reichs; er wurde gepflegt 
Schurig, Grundriß der Geschichte. g
	        
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