10 Erster Abschnitt. Geschichte des Altertums.
bei ihnen die Entstehung eines Nationalgefühls und raubte ihnen die
Widerstandsfähigkeit gegen äußere Feinde.
Die weltgeschichtlichen MlKer Europas.
V. Die Griechen.
Das Land der Griechen und sein Einfluß auf die Bewohner.
§ 8. Gebirge und Meereseinschnitte gliedern die griechische Halb-
insel in Nord-, Mittel- und Südgriechenland. Von NW. nach
SO. ziehend scheidet der wilde, zerklüftete Pindus Norvgriechenland
in die westliche Landschaft Epirus und in die gesegnetere wasserreichste
Ebene des alten Griechenlands Thessalien im Osten. Am Ostrande
derselben erhebt sich am Meere der schneebedeckte Olymp, der
Göttersitz, und ihm gegenüber der Ossa; sie ist im Süden abge-
schlössen durch das Ötagebirge. Zwischen diesem und dem tieseindrin-
genden malischen Meerbusen führt der Engpaß von Thermopylae
nach Mittelgriechenland oder Hellas. Hier sind die Landschaften
Attila, die hervorragendste als Wiege Athens, Böotien, das fette,
mit Theben, das gebirgige Phocis mit der Orakelstätte zu
Delphi am Abhänge des heilig gehaltenen Parnaß, Doris, Lokris
u. a. Da, wo der korinthische und saronische Meerbusen bis auf eine
kurze Entfernung einander nahe treten, führt der schmale Isthmus
von Korinth zu dem nur durch gefährliche Engpässe zugänglichen,
als eine selbständige Halbinsel abgesonderten Südgriechenland, dem
Peloponnes. Hier, um das rauhe Berg- und Hirtenland Arkadien
in der Mitte reihen sich im schönen Kranze: östlich die große und
fruchtbare Ebene von Argos mit Mycene, westlich das hügelige Elis
mit Olympia, nördlich das bergige Achaja und südlich Lakonien
mit der Hauptstadt Sparta im O., Messenien im W., zwischen
denen sich der Taygetos erhebt. Die Südküste des Peloponnes ist
wieder durch den lakonischen und meffenifchen Meerbusen in drei Halb-
inseln geteilt. Zahlreiche Inseln umgeben Griechenland: westlich die
jonischen Inseln (darunter Jthaka), östlich die Cykladen (Delos,
Paros, Naxos) und Sporaden (Rhodus, Samos, Chios, Lesbos),
sowie die langgestreckte Insel Euböa.
Das Land bot für den Ackerbau wenig geeigneten Boden, wies
dagegen durch seine ungewöhnlich große Küstenentwickelung, be-
sonders der bevorzugten Ostseite, sowie durch die zahlreichen Inseln des
ägäischen Meeres die Bewohner auf das Meer. Die vielverzweigten
Gebirgszüge sonderten das Land in zahlreiche einzelne Staaten
mit einem mannigfaltigen und beweglichen Wesen ihrer Bewohner; der
heitere Himmel und die malerischen Formen des Landes in ihren
prächtigen Farbentönen aber erweckten den heiteren Sinn für har-
manische Lebensgestaltung durch die Kunst im ganzen Volke der
Hellenen.