§ 17. Sachsens Rittet! an den Kämpfen um dte Vorherrschaft in Europa usw. 73
Brüder zu. 3m übrigen waren dieselben völlig unabhängige Reichsfürsten
und selbständige Herren in ihren freilich nur kleinen Gebieten. Die herzoglichen
Nebenlinien starben bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder aus
(in Sachsen-Zeitz 1718, in5achsen-Merseburg!7Z8undinSachsen-Weißenfels 1746).
Johann Georg II. nahm sich nicht seinen Nachbar in Brandenburg, den
Großen Kurfürsten, zum vorbilde, sondern, wenigstens in der äußeren Lebens-
führung, den prachtlieb enden König Ludwig XIV. ~Gx schuf zahlreiche neue, hoch
besoldete Hofämter. 3n seinem Dienste standen allein 291 Kammerherren und
Kammerjunker. Art seinem Hofe folgten Keste aller Arf in buntem Wechsel auf¬
einander. Selbst künstlerisch veranlagt, pflegte er vor allem die ©per und rief,
nach der fürstlichen Sitte der Zeit, besonders italienische Künstler nach Dresden.
Er baute ein festes Theater, ließ das Schloß prächtig ausschmücken und denGroßen
Garten anlegen, so daß unter ihm Dresden eine der schönsten Städte Deutsch¬
lands wurde. Aber das Land, das ohnehin noch an den $olgen des Dreißigjährigen
Krieges litt, seufzte unter schwerem Steuerdruck.
In seiner äußeren Politik hielt er es einmal mit dem Kaiser, dann wieder mit
Ludwig XIV., von dem er sich seinen Gesinnungswechsel mit „Subsidien" bezah¬
len ließ. Die Holge war, daß man ihm auf keiner Seite besonderes vertrauen
schenkte und daß Sachsens politischer Einfluß in demselben Maße sank, wie der
Brandenburgs stieg.
2. Johann Georg III. 1680—1691.
a) Die Grundzüge der Politik Johann Georgs III. Dreierlei kennzeichnete
die Politik Johann Georgs III.:
die Treue zu Kaiser und Reich,
der versuch, mit dem Großen Kurfürsten von Brandenburg eine Stütze der
deutschen Nation zu sein,
das Bemühen, dem von der Gegenreformation im Auslände schwer bedräng¬
ten Protestantismus zu helfen.
b) Johann Georgs III. Kriegstätigkeit. Ein Krtegsmann nach Art Albrechts
des Beherzten, hat er einen großen Teil feiner Regierungszett tm Seide zu-
gebracht. Um zu sparen, entliefe et die Italiener und zahlreiche unnötige Beamte
des £jofes, geizte aber nicht mit der Herausgabe van Geldern zur v er gr ° b " »ng
der Wehrmacht seines Landes. Sie stieg auf annähernd 15000 Mann, Der
Kurfürst war selbst ein tüchtiger ©herführet. Treffliche Gehilfen ^eetl"bel"
Seldmatschall von glemming und in seinem verwandten, dem Herzog
nott Sachsen'iDeifeenf eis. Niemals zuvor ist Sachsens Bundesgenossen^ !
und Kriegshilfe von den europäischen Großmächten mehr begehrt gewesen als
unter ihm Dem Kaiser führte er persönlich zur Rettung der von den Gurten be¬
lagerten Hauptstadt Wien ein Heer von etwa 10000 Mann zu Hilfe undnah
rühmlichen Anteil an der Schlacht am Kahlenbetge (ogl. S. M). Sachsische
Dragoner betraten als erste nach dem Siege über die Surfen die Stadt.
vgl. Attas a. a. G.» 5. 81 ff.