Friedrich Wilhelm Weber.
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3. Eine winkt mir traurig lächelnd,
Und mein Herz will zu der einen:
,Ja, ich komme!‘ — möcht' ich rufen;
,Nein, ich kann nicht!‘ — mutz ich
weinen.
4. Steh' ich vor dem Zauberberge,
Sütze Klänge hör' ich rauschen:
Fort, o fort! — Doch wie gefesselt
Mutz ich stehn und lauschen, lauschen."
19.
1. „Deiner Worte, greiser Prior,
Auch nicht eines ging verloren,
Klagst du gleich, der träge Schüler
Lausche dir nur mit den Ohren.
2. Jedes hab' ich wohl verstanden
Und erwogen tief im Herzen:
Greiser Prior, statt des Trostes
Brachtest du mir Not und Schmerzen.
3. Statt des Glaubens bange Zweifel,
Statt der Ruhe irres Schwanken;
Immer jagend, immer fragend,
Schweifen unstet die Gedanken;
4. Gleichwie sturmgetriebne Tauben,
Fern den heimatlichen Buchen,
Zwischen See und Himmel flattern
Und umsonst ein Eiland suchen.
s. Pfadlos sind die blauen Lüfte,
Ratlos bin ich selbst und müde;
Was ich suche, was ich sehne,
Ist nicht Glück, nur Friede, Friede!"
20.
1. „Welch unsel'ge Zeit! Der Fremd¬
ling
Herr im Land, gehöhnt die Treue,
Krank das Recht, der alte Glaube
Tot, und rätselhaft der neue.
2. Wär'ichgrau, verschmerzen könnt'ich
Alle Mühsal, die gewesen,
Und im Sterben von des Lebens
Langem Siechtum bald genesen.
3. Jugend heischt und hofft; verloren
War mein Dringen und mein Werben!
Frommt es nicht, der Welt zu leben,
Tut es not, der Welt zu sterben.
4. Glücklich, wer, von ihr geschieden,
Eine Siedelei sich baute
Und vom Gartenfleck am Walde
Neidlos in das Wirrsal schaute;
5. Oder, wenn der Geist ihn triebe,
In der Klosterzelle sätze
Und, ins Ewige versunken,
Zeit und Erdenleid vergätze!"
21.
i. ,„Nicht ein Sperling fällt vom Dache,
Nicht ein Haar von deinem Haupte
Auster Gott und Gottes Willen!‘ —
Guter Prior, wer das glaubte!
2. Und du sprachst: Sein starker Wille
Führte mich in dieses Schweigen
Aus der Welt, um mir die rechte
Stratze in die Welt zu zeigen;
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