74 Zweiter Zeitraum. Das Zeitalter der unumschränkten Fürstenherrschaft
Der Übertritt des Rurfürsten erfüllte öie protestantische Bevölkerung Sach¬
sens mit tiefer Trauer. Da aber öie Gemahlin öes Kurfürsten streng öarüber
machte, Öaß öer Kurprinz protestantisch erzogen rouröe, lebte man öer Hoffnung,
Öaß nach des Kurfürsten Toöe roieöer ein lutherischer Sürst zur Regierung
kommen toüröe. $rieörich August liefe öen sächsischen Lutheranern alle ihre
Hechte unö gewährte in öer Folge auch Reformierten unö Katholiken Religions¬
freiheit. Die Befugnisse öes lutherischen Lanöesbischofs, öie ihm bisher
zugestanöen hatten, übertrug er auf öie „in evangelicis beauftragten Ge¬
heimen Räte".
Der Vorsitz öer protestantischen Stänöe im öeutschen Reichstage verblieb
öem Hamen nach beim vorsitzenöen öer kursächsischen Geheimen Räte. In Wirk¬
lichkeit rouröen öie hohenzollern öie Führer öer protestantischen öeutschen
Staaten. Doch trat öie Beöeutung öer konfessionellen Unterschieöe in öer öeut¬
schen Politik mehr unö mehr zurück.
4. Der Krieg gegen König Karl XII. von Schweden.
a) Bis zum Frieden von Altranstädt 1706. Verlust der polnischen Krone.
Frieörich August hatte bei seiner Thronbesteigung versprechen müssen, öie von
Polen an Schmeöen verloren gegangenen Gstseeprovinzen (vgl. S. 36)
tvieöerzuerobern. Um sein versprechen einzulösen, verbanö er sich mit öemZaren
Peter (öem Großen) unö mit öem Könige von Dänemark gegen öen öamaligen
König Karl XII. von Schmeöen. Maßgeblicher Ratgeber muröe ihm in öieser
Angelegenheit öer $ührer öes gegen Schmeöen aufsässigen livlänöischen Aöels,
Reinholö v. patkull. Da öie polnischen Stänöe ihm kein polnisches Heer be¬
reinigten, mußte er öert Krieg mit sächsischen Truppen führen. Er unterließ es aber,
öie für öen Kaiser im Spanischen Erbfolgekriege fechtenöen Truppen heranzu¬
ziehen, unö verlor öie Schlachten bei Klissom unö pultusk unö zuletzt öie
Entscheidungsschlacht bei Fraustadt 1706. Er konnte nicht verhinöern, öaß
Karl XII. ganz Sachsen besetzte, unö mußte in öen Frieden von Altranstädt
miliigen. 1706.
1. Er verzichtete öarin auf öie polnische Krone,
2. erkannte öen von Karl XII. zum polnischen König eingesetzten Stanis¬
laus Ceszczynski (Schmiegervater Luömigs XV.) an,
3. verstanö sich zur Auslieferung patkulls unö
4. mußte gestatten, öaß öas schmeöische Heer in Sachsen Winterquartier
bezog unö sich auf Kosten öes £anöes völlig neu ausstattete.
patkull muröe als Hochverräter von Karl XII. zum Toöe verurteilt unö in
unmenschlich grausamer Weise hingerichtet.
Später hat August öen Starken öer ungünstige $rieöen gereut. Die beiöen
sächsischen Unterhänöler, öie öie $rieöensverhanölungen geführt unö in seinem
Hamen unterzeichnet hatten, rouröen mit schweren Strafen belegt, angeblich,
weil sie sich nicht streng an öie ihnen gerooröenen Aufträge gehalten hatten.
Dgl. Schmiedet, (Quellen z. sächs. Gesch., S. 67ff.