Full text: Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von der Reformation bis zur Aufrichtung der napoleonischen Militärherrschaft (Teil 2)

g2 Dritter Zeitraum. Das Zeitalter Friedrichs des Großen 
die nächsten Könige wieder nicht den an sie gestellten Ansprüchen entsprachen, 
zögerte das Parlament nicht, die Absetzung auszusprechen und die königliche 
Würde auf einen Schwiegersohn des bisherigen Königs, den Erbstatthalter der 
vereinigten Niederlande, Wilhelm von Gramen, zu übertragen. Als Hein- 
rich III. trat dieser 1688 die Regierung an. (Über seine Teilnahme am Spani- 
schen Erbfolgekriege vgl. 5. 65.) Ihm folgte eine unverheiratete Tochter des ver¬ 
triebenen Königs. Ruf Grund entfernter Verwandtschaft mit den Stuarts wurde 
nach dem Tode dieser Königin 1714 der Welse Georg I., Kurfürst von Han¬ 
nover, zum König von England bestimmt. Wie in Polen war auch in Eng¬ 
land das Königtum ohnmächtig gegenüber der Volksvertretung, nur mit dem 
Unterschiede, daß das englische Parlament ohne Bedenken gegen die Wahl 
der mittel eine zielbewußte, energische Politik trieb, die Zwietracht unter den 
Mächten des europäischen Zestlandes nährte und alle Rivalen zur See zu ver¬ 
drängen suchte. („Navigationsakte", 1651.) 
5. Rußland. 
In Rußland folgten auf Peter den Großen (1725) mehrere unbedeutende 
Herrscher, bis seine Tochter Elisabeth sich die Herrschaft aneignete (1741) und den 
bisherigen deutschen Einfluß auf die Regierung beseitigte. Sie behandelte Polen 
fast wie eine russische Provinz und unterstützte Maria Theresia aus Abneigung 
gegen Friedrich den Großen, der sie wegen ihres Lebenswandels beleidigt hatte. 
§ 21. Friedrich der Grotze und sein Kampf um Schlesien 
und um die Grotzmachtstellung seines Staates. 1740—1786. 
1. Jugend und Vorbereitung auf das Herrscheramt. 
§riedrich Wilhelm I. wollte, daß sein 1712 geborener Sohn Kiedrich 
ein guter Christ, ein guter Regent und ein guter Soldat werden solle. 
Die alten Sprachen erlernte griedrich nicht; in der Geschichte wurde er gründ¬ 
lich nur in die seines Hauses und der letzten anderthalb Jahrhunderte ein¬ 
geführt. Durch ein Übermaß an Religionslehre und religiösen Übungen früh dem 
Christentum entfremdet, gewann er um so größere Liebe zur Musik (Zlöten- 
spiel), zu den Wissenschaften und, unter dem Einflüsse seines fein gebildeten 
französischen Erziehers, zur französischen Literatur. Dies, sowie seine Ab¬ 
neigung gegen allen militärischen Drill, sowie Anzeichen leichtsinniger 
Lebensführung, die vornehmlich auf die Eindrücke während der Besuche am 
sächsischen Hofe zu Dresden und Zeithain zurückzuführen waren, erregten die 
stärkste Unzufriedenheit des Daters. 
vgl. Sevin a. a. ©. Bö. 8, S. 69ff. Schmieder, Tl. I, 5. 183. 
Dessen heftigen Vorwürfen und Züchtigungen setzte Zriedrich einen starren 
Trotz entgegen und umging seine strengen Gebote durch List und Täuschung. 
Als ihm das Verhältnis zu seinem Dater unerträglich ward, bereitete er gelegent¬ 
lich einer Rheinreise die Zlucht nach Zrankreich vor (1730). 
vgl. Schmiedet, Tl. I, S. 185.
	        
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