Full text: Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 5)

64 Zweiter Zeitraum. Deutsche Geschichte von Karl d. Großen bis zum Ende d. Interregnums 
Paulus Oiakonus und des fränkischen Geschichtschreibers Einhard, des angelsächsischen 
Schulmannes Alkuin und des fränkischen vichters Ängilbert. Pflege von Latein und 
Griechisch, Philosophie, Mathematik und Astronomie. Eifrige Arbeit an der 
eigenen Vervollkommnung. Pflege einer nationalen Geschichtschreibung: 
Einhard, „Das Leben Karls des Großen" und „Annalen"; Paulus Diakonus, „Ge¬ 
schichte der Langobarden" (sämtlich in lateinischer Sprache). 
2. Baukunst. Bemühungen um die Verpflanzung römischer Baukunst auf deut- 
schen Boden, versuche in Steinarchitektur neben der bisherigen Holzarchitektur. 
Anwendung des byzantinischen Stils am Dom zu flachen nach dem Muster des 
Theoderichgrabmals von Raoenna und der dortigen Kirche San vitale. Säulen 
aus Italien, Bausteine aus den Ruinen von Römerbauten in rheinischen Städten. Pflege 
des Basilikenstiles vornehmlich durch Einhard, den „Bautenminister" (Pfeilerbasilika 
von Steinbach), verfall dieser vielversprechenden karolingischen Baukunst unter den 
späteren Karolingern. 
3. Malerei. Anknüpfung an die spätgermanische Bildniskunst, die vornehm¬ 
lich auf irisch-römische Vorbilder zurückgeht. Bilderhandschriften mit kunstvollen 
„Initialen". „Miniaturmalerei." Motive aus der Technik des Webens (Band- 
verschlingungen, Gittern)erk), der Metalltechnik (Spiralen, Riemenwerk mit Nagelköpfen), 
der Pflanzen- und Tierwelt (einfaches Blattwerk, Vögel, Schlangen, auch Zische). Phan¬ 
tastische Umformungen. 
Federzeichnungen mit aufgetragenen Wasserfarben, häufig Gold und Silber 
auf purpurnem Grunde. Schreiende Zarbenkontraste. „Lichter" aufgesetzt, gehlen 
jeder Perspektive. 
Hur „Kodizes", „Evangeliaren" und „Psalter" sind erhalten, nicht aber ur¬ 
kundlich ermähnte Wandmalereien (Ingelheimer Pfalz). 
4. Plastik und Kunstgewerbe. Goldschmiede- und Elfenbeinschnitzkunst 
besonders gepflegt. Material der ersteren: Kupfer, Bronze, Silber, Gold. Neben den 
oben ermähnten Motiven der Malerei versuche im („konventionellen") Porträt. 
(„Tassilokelch" von Kremsmünster.) Bücherdeckel mit Auflagen aus geschnitztem 
Elfenbein. Starke römische Beeinflussung. 
Don den metallenen Prunkgefäßen Karls des Großen (Einhards Bericht) ist 
nichts erhalten, vielleicht einziger Zeuge karolingischer Plastik ist neben dem Tassilo¬ 
kelch das vielumstrittene kleine Reiterstandbild Karls des Großen (vgl Bilder¬ 
anhang zu Bd. I). 
b) Pflege einer christlich-kirchlichen Bildung. Neueinrichtung der schon von den 
Meromingetn gegründeten schola palatina (Ersatz einer Landesuniversität), vor- 
stehet: Alkuin. Schüler: Kinder der kaiserlichen $amilie, Söhne von Adligen, die für 
Staatsämter, Söhne von Gemeinfreien, die für die kaiserliche Kanzlei in Aussicht 
genommen maren. — Lehrgegenstände: Trivium und Quadrivium der Septem 
artes liberales, vor allem lateinische Sprache und Schrift, Grammatik und 
Rhetorik. 
Gründung von Kloster-, Dom- und Stiftsschulen vornehmlich zur Heranbildung 
eines gebildeten Klerus. Schola interior. (Schola exterior für Nichtgeistliche.) 
Die Schuler sollten lernen psalmos, notas (lateinische Schrift), cantus, computum 
(Berechnung kirchlicher Feste) und grammaticam. Erstes Unterrichtsfach: Lateinisch. 
Memorierbetrieb. Die besten Klosterschulen zu St. ©allen, Reichenau, Kulda, 
später auch Koroey a. d. Weser. Namhafter Schulleiter: hrabanus Maurus zu 
Sulda. 3 
r r. öe" DOn Katl ö- ®r- eingerichteten Pfarrschulen Einführung in die Grund- 
lehren des Christentums, Erlernung von Gebeten in lateinischer Sprache und Heranbil¬ 
dung von Mesnern und Kirchensängern erst durch die Pfarrer selbst, fväter nur noch 
durch die Küster.
	        
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